Andachten

17. Januar 2024

Junger Wein gehört in neue Schläuche:
An(ge)dacht im Januar

Manchmal ärgere ich mich über unpassende Verpackung. Das betrifft meist die Füllmenge. Eine unverhältnismäßig große Verpackung verlockt zum Kaufen. Die enthaltene Menge ist dann manchmal enttäuschend gering. Immer häufiger werden solche Missverhältnisse enttarnt und öffentlich kritisiert.

Solche Kritik macht auch vor den Kirchen nicht halt. Jesus stellt bei seinem Reden und Handeln die Menschen in den Mittelpunkt, denen es schlecht geht. Er isst und trinkt mit denen, die Unrecht tun. Er ruft sie heraus aus ihrem alten Leben und richtet sie an Gottes neuer Welt aus. Jesu Nachfolger*innen wurden auch deshalb Anhänger*innen des neuen Weges genannt.

Seine Botschaft sprengte die alten Formen, deckte Missstände auf und weckte Hoffnung bei den Menschen in Not. Sie machte jene froh, die keine Perspektive mehr hatten und half denen, denen sonst niemand half. Wichtiger als die alten Traditionen und Gesetze, Formen und Gewohnheiten war die neue Botschaft, die Hinwendung zum Menschen.

Aber was haben wir in unseren Kirchen häufig aus der neuen Botschaft des Wanderpredigers aus Nazareth gemacht? Hier in Westfalen frisst die Sorge um die Kirchen und Gemeindehäuser, Kindergärten und Friedhöfe viel Energie und Geld auf. Hier in Hagen und Umgebung braucht es viel Leidenschaft und Einsatz, um den Weg Jesu wieder neu zu entdecken. Was wird aus den denkmalgeschützten Gebäuden, wenn sie kein Mensch mehr braucht? Viel zu oft sperren wir Jesu Botschaft von der Gnade und Liebe Gottes hinter dicken Mauern ein. Viel zu oft dient unser Reden und Handeln dem Machterhalt der Institution oder dem eigenen Vorteil. Auch mir ist solches Vorgehen nicht fremd.

Und immer häufiger passt der Inhalt der Botschaft des Evangeliums nicht zu der von uns gewählten Verpackung. Wir brauchen uns nicht dem Zeitgeist anzupassen und uns in immer neuen Events zu verlieren. Aber wir müssen neue Wege, neue Verpackungen finden, damit die Botschaft die Menschen in Not erreicht, aus Unrecht herausruft. Die Regeln der Religionen, die Gesetze der Kirchen müssen diesem Ziel dienen. Sie dürfen keine Macht über die Botschaft Jesu gewinnen. Natürlich braucht menschliches Miteinander Organisationsformen. Aber dort, wo die äußeren Formen den Zugang zum befreienden Inhalt verstellen, ist Vorsicht geboten.

Jesus ist gekommen, damit wir das Leben und volle Genüge haben. Deshalb ist vielleicht auch die Erzählung von der Hochzeit zu Kana so beliebt. Mit den Gästen und seinen Nachfolgern feiert Jesus und verwandelt Wasser in Wein. Das könnten wahrscheinlich auch wir gerne, gerade in diesen manchmal schwierigen Zeiten. Wir würden gerne den eigenen Mangel und den unserer Mitmenschen beheben. Damit alle genügend haben. Jesus schenkt uns solches Leben – den Widrigkeiten des Lebens zum Trotz. Möge 2024 ein Jahr werden, in dem wir alle genügend zum Leben haben und die Kirchen die Botschaft Jesu neu und angemessen verpacken.

Orientieren wir uns also neu an Jesus Christus. Verzichten wir auf Machtausübung, die den Menschen schadet. Nehmen wir Abschied von lieb gewonnenen Gewohnheiten. Entwickeln wir neue Formen der Verkündigung, damit wir alle hoffnungsfrohe Perspektiven bekommen. Füllen wir den jungen Wein in neue Schläuche (Markus 2,22).

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