Andachten

06. Januar 2022

An(ge)dacht im Januar:
Die Welt braucht die Botschaft der Versöhnung

Liebe Leserin und lieber Leser, wenn Sie diese Zeilen vor Augen haben, da hat das neue Jahr schon begonnen. Das Weihnachtsfest liegt hinter uns, und vor uns liegt wieder eine scheinbar etwas bröckelige Zukunft. Jede und jeder von uns hätte es sich so sehr gewünscht: Endlich ein Leben ohne ständige Sorgen um Ansteckung und Gesundheit, ohne Einschränkungen und ständigen Vorsichtsmaßnahmen. Doch dieses Leben lässt auf sich warten.

Noch nie in unser aller Leben ist unsere Geduld so gefordert worden wie jetzt. Manche verlieren sie und protestieren gegen vermeintliche Pläne, die die Verantwortlichen in unserem Land angeblich schmieden, um ihre Macht zu festigen. Zu den Dingen, die mir am Eingang in das neue Jahr Sorgen machen, gehört die immer weiter um sich greifende Spaltung der Gesellschaft, die dieses Denken nach sich zieht.

Wir Christen sind gefordert. Diese Welt braucht uns und vor allem die Botschaft, von der wir leben: Es ist die Botschaft der Versöhnung. Der Engel auf dem Feld von Bethlehem ruft den Hirten nicht als erstes zu: „Wehrt euch gegen „die da oben“!“, obwohl man es diesen armen Kerlen sicherlich gern zugestehen würde. Der Engel sagt auch nicht: „Bleibt vernünftig und geduldig!“

Nein, die Botschaft lautet zu allererst: „Fürchtet euch nicht!“ Das sollte auch unsere Botschaft sein, dort wo wir unser Leben leben, in der Familie, am Arbeitsplatz, in der Schule: Fürchtet euch nicht! Lasst euer Herz nicht hart werden angesichts all der Dinge, die passieren. Gott hat bisher immer einen Weg gefunden für diese Welt und für die Geschöpfe, die er ganz besonders liebt: uns Menschen. Wenn ich dieses Vertrauen nicht hätte, würde ich vielleicht auch verzweifeln und meine Verzweiflung irgendwann laut brüllend auf die Straße tragen. 

Die Herausforderung dieses Jahres wird es sein, auf all die Verzweifelten und Verhärteten wieder zuzugehen, sie nicht links liegen zu lassen oder über sie zu spotten, sondern mit allem, was uns zur Verfügung steht, sie spüren zu lassen: wir müssen uns vor der Zukunft nicht fürchten. Es gibt eine Hoffnung, die heller scheint als alle Dunkelheiten dieser Welt. 

Der Engel ruft uns zu: „Fürchtet euch nicht!“ In diesen drei Worten ist der Inhalt meines gesamten christlichen Glaubens enthalten. Mit dieser Botschaft lasst uns in das neue Jahr gehen, als die, die Menschen zusammenbringen möchten, die sich nicht einfach abfinden mit der zunehmenden Spaltung unter uns. Es lohnt sich, ich bin sicher.

Am Ende meines Grußes an Sie steht, wie so oft in dieser Zeit an der Schwelle zum neuen Jahr, der letzte Vers aus dem berühmten Gedicht von Dietrich Bonhoeffer:

Von guten Mächten wunderbar geborgen
Erwarten wir getrost, was kommen mag
Gott ist bei uns am Abend und am Morgen
Und ganz gewiss an jedem neuen Tag
 

Es grüßt Sie herzlich Ihr Hans-Peter Naumann, Schulpfarrer in Hagen

 

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