Andachten

01. November 2019

„Manchmal ist es nicht leicht, das Vertrauen auf Gott zu bewahren“:
An(ge)acht im November

Pfarrer Andreas Koch weiß: „Es ist manchmal nicht leicht, dabei das Vertrauen auf Gott zu bewahren.“

Pfarrer Andreas Koch beschäftigt sich in der Andacht des Monats November mit diesem Text: „Aber ich weiß, dass mein Erlöser lebt (Buch Hiob, Kapitel 19, Vers 25)“.

Es gibt Popsongs, die bei mir Gänsehaut-Feeling auslösen. Im Klassik-Bereich kommt das zwar nicht so häufig vor, aber es gibt eine Arie, die mir bei jedem Hören unter die Haut geht. Die Musik dazu stammt von einem Popstar seiner Zeit: Georg Friedrich Händel. Diese Arie ist eines der absoluten Highlights seines Mega-Erfolgs-Oratoriums „Der Messias“. Sie nimmt den biblischen Leitspruch für den November auf, zu finden im Buch Hiob, Kapitel 19, Vers 25: „Aber ich weiß, dass mein Erlöser lebt“.

Charles Jennens, der die Texte zum „Messias“ schrieb, wählte ausgerechnet dieses alttestamentlich Wort für die Stelle im Oratorium, an der nach dem großen „Halleluja“ die Auferstehungshoffnung noch einmal betont werden soll. Gerade noch werden die Hörer vom Halleluja-Jauchzen geradezu euphorisiert, da erklingt wie ein Kontrapunkt für Ohren und Seele die ebenso nachdenkliche wie eindringliche Sopran-Arie über den Hiob-Text.

Es ist fast so, als ob Jennens die Auferstehung besonders denen noch einmal auf eine ganz andere Weise nahebringen will, denen es ähnlich wie Hiob geht: in den Versen vor dem Monatsspruch geht Hiob mit Gott nicht gerade zimperlich um. In eindrücklichen und bedrückenden Bildern malt er Gott vor Augen, wie er sich fühlt, - und dass Gott an seiner Situation nicht unschuldig sein kann. Hiobs Leben ist ein einziger Albtraum. Es wird deutlich, dass er allen Grund dazu hätte, sich von Gott abzuwenden. Stattdessen kommt in Vers 25 ein großes „Aber“: „Aber ich weiß, dass mein Erlöser lebt!“

Wir leiden an einem andern „Aber“. Diese Erde ist ein unsagbar schöner Planet, aber gleichzeitig ein Ort, an dem das Leid allgegenwärtig ist. Unser Leben ist ein wunderbares Geschenk Gottes, aber driftet doch gleichzeitig vom ersten Atemzug an auf den Tod zu. Glück begleitet uns, aber Enttäuschung lauert oft an der nächsten Ecke. Es ist manchmal nicht leicht, dabei das Vertrauen auf Gott zu bewahren. Der Monat November ist der Monat im Jahreslauf, der durch Volkstrauertag und Totensonntag dieses Lebensgefühl besonders betont. Die fallenden Blätter, die kürzer werdenden Tage und das oft eher düstere Wetter tun das ihre dazu.

Am 24. November wird in den meisten Gottesdiensten an die Verstorbenen des zu Ende gehenden Kirchenjahres gedacht. Die Angehörigen werden dazu in der Regel eingeladen. Manche werden sich ähnlich fühlen wie Hiob. Aber an diesem Tag, der auch Ewigkeitssonntag heißt, soll auch dieses überraschende Bekenntnis Hiobs aufleuchten wie im „Messias“. Diese kaum erklärbare aber trotzdem erfahrbare Gewissheit, dass Tod und Leid weder in dieser Welt noch in unserem Leben das letzte Wort haben werden. Jesus lebt und ist das große „Aber“ gegen alle Verzweiflung!

Vielleicht erleben Sie gerade „Hiobs-Zeiten“; dann hören Sie doch einfach einmal hinein in diese Hoffnung-Arie aus dem Messias (z. B. auf Youtube); mehr als Gänsehaut-Feeling dabei wünsche ich Ihnen, dass diese Gewissheit den Weg ins Herz findet: „Aber ich weiß, dass mein Erlöser lebt“!

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