Andachten

19. August 2023

Leichtes Gepäck:
An(ge)dacht im August

Das Ende der Sommerferien ist die Zeit der Anfänge. In den Kindergärten starten viele Kleine in das neue Kindergartenjahr. In den Grundschulen durften wir die Erstklässler begrüßen. Unsere neuen Konfirmandinnen und Konfirmanden beginnen in den Gemeinden mit der Konfizeit. Wer zu Neuem aufbricht, rüstet sich aus. Und so gehört es in den Sommerferien dazu, die Ausstattung zu besorgen und die Rucksäcke zu packen. Manchmal ist das Gepäck schwer. Unter der Last mancher „Tonne“ wird geächzt. „7,2 Kilogramm“, stöhnt mein Sohn, der mit der Schultasche auf der Waage steht. Nicht nur Bücher, sondern auch Sorgen sind im Gepäck. Am liebsten würde ich mir den Tornister manchmal selbst aufschnallen und tragen helfen.

Schwer zu tragen haben nicht nur die Kinder und Jugendlichen. Da ist der junge Familienvater, dessen Krebserkrankung zurückgekehrt ist. Die Seniorin, die nachts nicht schlafen kann vor lauter Angst um das Morgen der Welt. Die Frau, die aus der Ukraine geflüchtet ist, und jetzt nach Kiew zurückkehrt, um ihren alten Eltern beizustehen. Der Mann, der ganz plötzlich von seiner Ehefrau verlassen wird.

Jeden Tornister selbst aufschnallen und tragen helfen - das ist mir nicht möglich. Aber ich kann da sein und zuhören. Aus Afrika kenne ich den schönen Brauch, einen Gast nach dem Besuch auf dem Rückweg zu begleiten, mit ihm den halben Weg zu Fuß zurückzulegen. Oft ist das eine Zeit intensiver Gespräche und Begleitung. Jesus sagt in der Bergpredigt etwas Ähnliches: Wenn dich einer nötigt, eine Meile mitzugehen, dann geh eine zweite mit! (Matthäus 5,41)

Damit spielt er auf ein Gesetz an, das viele Menschen im damals römisch besetzten Palästina aufgeregt hat: Die Legionäre durften jeden männlichen Juden am Straßenrand als Gepäckträger einspannen: Derjenige musste ihnen eine Meile weit in jede gewünschte Richtung das Marschgepäck tragen, oft 30 Kilogramm. Verständlich, dass viele Juden das Gesetz demütigend fanden. Es war üblich, dem Legionär am Ende der Meile sein Gepäck wütend vor die Füße zu werfen. Provokant also und deeskalierend, was Jesus fordert.

Den begleiten, der schwer zu tragen hat. Neben der hergehen, deren Gepäck riesengroß ist. Das hebt die Last nicht auf, macht den Weg aber ein bisschen leichter.

Für Ihre Reise zurück in den (neuen) Alltag wünsche ich Ihnen Gottes Segen: Gott segne Sie auf Ihrem Weg mit Atem über die nächste Abzweigung hinaus. Mit Hoffnung, die nicht müde wird und die vom Ziel singt, das sie noch nicht sieht; mit dem Mut, stehen zu bleiben und mit der Kraft, weiterzugehen.

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