Andachten

29. Juni 2020

Corona-Virus zwingt zu neuer Kreativität:
Angedacht im Juli

Pfarrer Thorsten Christian Hansen besucht mit seiner Frau Eva Gohrke-Hansen das Herdecker Einkaufszentrum. Er findet: bei persönlichen Begegnungen stört die Maske sehr.

Pfarrer Thorsten Christian Hansen beschäftigt sich in der Andacht für den Monat Juli damit, welchen Einfluss das Maske-Tragen auf die Begegnung mit anderen Menschen hat.

Der tägliche Umgang mit der Maske ist für mich so eine Sache. Oft stehe ich vor einem Geschäft und habe sie leider im Auto liegen gelassen. Beim Ausziehen der Maske reiße ich sie mir bisweilen zusammen mit der Brille und dem Hörgerät vom Kopf. Wird es unter Corona-Bedingungen persönlich, dann wird es so richtig schwer: Ein Trauergespräch hinter Masken ist wirklich traurig! Ein Abendmahl, bei dem das Brot mit der Zange gereicht wird, bevor man dann den Einzelkelch für sich allein trinkt, ist nicht das, was wir uns normalerweise unter einem Gemeinschaftsmahl vorstellen. Als ich vor Wochen die Nottaufe eines Neugeborenen auf der Intensivstation einer Kinderklinik mit Maske halten musste, da war mir das emotional fast unerträglich. Schließlich durfte ich sie dann doch auszuziehen.

Masken unterstreichen die - aus Hygiene-Gründen gebotene - Distanz nach Kräften: Wir dürfen uns ja schon nicht berühren. Aber mit der Maske fehlt auch noch das, was an einer Begegnung menschlich berührend ist: Ein ermutigendes Lächeln, ein bedauerndes Herabziehen der Mundwinkel, ein einnehmendes Grübchen beim Lachen. All das sieht man in einem Gespräch mit der Maske nicht mehr. Und es verunsichert und raubt unserer Kommunikation über 70 Prozent ihrer Aussagekraft! Denn der Mensch hört bei Leibe nicht nur mit den Ohren, sondern auch mit den Augen, mit der Mimik und mit den Gesten. All das gehört zum Einmaleins der Gesprächsführung. So stehen wir also mit der Maske in der Gefahr, dass wir uns weniger als sonst innerlich „berühren“ können!

Liest man die Ratschläge, die die neutestamentlichen Briefe zur geschwisterliche Liebe und zur Nächstenliebe gegenüber dem Fremden geben, dann spürt man als Christ, dass auch dieses „Lebt in der Liebe!“ von der Corona-Pandemie eingeschränkt wird: Einander annehmen wie Christus uns angenommen hat; sich in Ehrerbietung zuvorkommen; gastfreundlich und freigebig sein; nicht überheblich denken, sondern den Unbedeutenden hoch schätzen; die Feinde segnen und eben nicht fluchen; Keine intellektuelle „Klugscheißerei“, sondern so weit möglich Friede mit jedermann halten: So kann man es bei Paulus im 12. Kapitel des Römerbriefes lesen! Nur: Wie geht das in der Pandemie?

Unsere Gemeindehäuser sind im Augenblick meistens geschlossen. Der Gottesdienst sieht uns als maskierte und summende Zuhörer. In den Geschäften unseres Ortes sollen wir ja bloß nicht verweilen. Kulturelle Treffpunkte bleiben geschlossen: Wie soll man denn da „die Liebe leben“?

Das Evangelium muss immer wieder neu in eine aktuelle Zeit übersetzt werden. Das war schon immer so. Jetzt zwingt uns das Corona-Virus zu einer neuen Kreativität:  Ausgelesene Zeitungen beim Nachbarn oder auf einer Bank liegen lassen; ein abendliches Klavierständchen bei offener Balkontür; Ein Anruf bei jemanden, der (die) dies von mir garantiert nicht erwartet hätte!

Viele Menschen haben sich ja schon längst kreativ auf den Weg gemacht. Wo unsere Institutionen ihre Türen geschlossen halten müssen, da kommt es eben auf den Einzelnen an: Auf  Sie, auf  Dich, auf mich. Denn gegen die Corona-Vereinzelung und -Berührungslosigkeit helfen in der Regel leider keine Kollekten und keine Hilfsprogramme. Da hilft nur das, was Jesus ganz unmittelbar einfordert und aufträgt:

„Wie mich mein Vater geliebt hat, so habe ich euch geliebt. Bleibt in meiner Liebe! Wenn ihr meine Gebote haltet, werdet ihr in meiner Liebe bleiben, so wie ich meines Vaters Gebote gehalten habe und in seiner Liebe bleibe. Das habe ich euch gesagt, damit meine Freude in euch sei und eure Freude vollkommen werde. Das ist mein Gebot, dass ihr einander liebt, wie ich euch geliebt habe.“ (Joh 15, 9-12 )

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