Andachten

01. Juni 2021

Mutmachende Kraft:
An(ge)dacht im Juni

Pfarrerin Dörte Godejohann beschäftigt sich in Ihrer Andacht für den Monat Juni mit dem Monatsspruch „Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen.“ (Apg 5,29)

Der Apostel Petrus und seine Freunde werden festgenommen und ins Gefängnis geworfen. Haben Sie gestohlen? Sich geprügelt? Gemordet?  Nein. Sie haben ihre Meinung gesagt. Sie haben ihren Glauben gelebt. Aber es war ihnen verboten worden, zu predigen. Weil sie es dennoch getan haben, wurden sie verhaftet. 

In der Apostelgeschichte wird erzählt, wie ein Engel ihnen die Gefängnistüren öffnet. Er beauftragt sie, erneut in den Tempel zu gehen und von Jesus zu erzählen und dem neuen Leben, das sie für sich entdeckt haben. Sie sind mutig. Erneut erzählen sie von dem, was ihr Herz zum Überfließen bringt.
Als sie bei einem weiteren Verhör gefragt werden, warum sie der Anweisung nicht gefolgt sind, sagt Petrus: „Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen.“ (Apg 5,29)

„Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen.“ Das ist ein Widerstandswort. Ein Satz der Freiheit, mutmachend gegen Willkür, lebenswichtig für Menschen, die in Diktaturen leben ohne Meinungs- und Religionsfreiheit.

Ich kann mir aber auch vorstellen, dass manche von Ihnen heute diesen Satz wie einen Befehl hören. Wer mit einem Gottesbild aufgewachsen ist, das Gott mit Strenge, Gehorsam und Strafe verbindet, kann wohl an diesem Satz nicht viel Positives finden.

Gott gehorchen klingt auf den ersten Blick so streng. Aber im Wort „gehorchen“ steckt „horchen“, „hören“ mit drin. Hinhören, was Gott mir sagt. Hinhorchen auf das, was Gott mir gegeben hat an Erkenntnis, an Fähigkeiten, an Aufgaben in meinem Leben.

Auf wen höre ich? Auf Gott? Auf die Menschen? Wenn Menschen sagen: „Du bist nicht gut genug“, sagt Gott: „Dein Leben ist gewollt. Es ist gut, dass du da bist. Du bist gut, so wie du bist.“ Wenn Menschen sagen: „Das ändert sich sowie so nicht“, dann sagt Gott: „Du kannst dich ändern. Und du kannst etwas ändern.“

Wohin kann ich mich wenden, wenn ich unsicher bin, was wie ich mich verhalten soll? Wenn ich nach Orientierung suche? Wenn ich vor einer Entscheidung stehe? Wie gut, dass es Menschen gibt, die ein offenes Ohr haben und nicht gleich urteilen oder verurteilen: Freundinnen und Freunde, Beraterinnen und Berater, Seelsorgerinnen und Seelsorger.

„Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen.“ Wenn ich diesen Satz als Wort der Freiheit höre, ist ganz klar: ich muss den Menschen nicht gehorchen. Kein Herrscher der Welt kann meine innere Freiheit beschneiden. Und was unseren Alltag betrifft: Ich muss mich nicht abhängig machen von dem, was andereso reden: „Wie, du betest?“ „Nicht im Ernst, du zahlst noch Kirchensteuer?“

Dieser Monatsspruch macht Mut, zu dem zu stehen, was mir wichtig ist. Selbstbewusst zu sagen: „Ja, ich glaube an Gott.“ „Ja, es tut mir gut, Teil einer großen Gemeinschaft zu sein.“„Ja, ich bin Mitglied der Kirche.“

„Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen.“ Das macht mir Mut, mich für das Leben einzusetzen und auch unbequeme Entscheidungen zu treffen, z.B.
- Als Kirchengemeinde einen schutzsuchenden Menschen ins Kirchenasyl aufzunehmen
- Bei der Berufswahl die Rüstungsindustrie auszuschließen
- In der Klasse beim Mobbing eines Schülers nicht mitzumachen
- Sich am Sonntag bewusst Zeit zu nehmen zum Entspannen und Nachdenken, für Meditation, Gottesdienst, Gebet
- Aus dem Vertrauen auf Gott, aus der Hoffnung und der Liebe Widerstandskraft zu schöpfen 

Mit diesen Gedanken lade ich Sie ein, die mutmachende Kraft des Monatsspruches für Juni für sich selbst zu entdecken!

Ihre Dörte Godejohann
Pfarrerin der Ev. Kirchengemeinde Ende

 

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