Andachten

27. September 2021

An(ge)dacht im Oktober

Pfarrerin Susanne Weiling beschäftigt sich in ihrem "An(ge)dacht" mit dem Monatsspruch Oktober: Lasst uns aufeinander achthaben und einander anspornen zur Liebe und zu guten Werken (Hebräer 10,24).

Die Sommerzeit war Reisezeit für viele, auch in diesem Jahr. Wir haben zwei schöne Wochen in Mecklenburg-Vorpommern genossen. Ein etwas regnerischer Tag brachte uns dazu, einfach mal durch die kleinen, abgelegenen Ortschaften zu fahren und die Kirchen der Backsteingotik zu besuchen, die es dort noch in reichem Maße gibt.

Man erkennt, mit welcher Liebe diese Kirchen gepflegt werden. Angesichts blankpolierter Fußbodenplatten und uralter Feldsteine, aus denen die Bauwerke errichtet wurden, kommt man leicht ins Träumen über die unzähligen Geschichten, die diese heiligen Orte seit ihrer Entstehung erzählen könnten.

Schlaglichter auf die Empfindungen, die solche alten Gebäude bei den Menschen unserer Zeit hervorrufen, werfen die Gästebücher, die sich oft am Eingang der Kirchen finden. Da liest man von Brautpaaren, die an diesem Ort getraut wurden, an einem unvergesslichen Tag im Kreis der geliebten Familie. Einer der Besucher schilderte, dass er nun in Westdeutschland lebe. Aber für einen Urlaub an der Ostsee kam er wieder in seine liebe, von Kindheit an vertraute Kirche zurück. Und es war alles wie immer für ihn: das Flackern der Kerzen, die frischen Blumen am uralten Altar, die Bänke, in denen er so oft gesessen hatte. Augenblicklich fand er in dieser Atmosphäre seinen Frieden wieder.

Es waren schon sehr schöne Worte im Gästebuch des kleinen Gotteshauses. Am meisten bewegt hat mich aber der Eintrag eines achtjährigen Jungen, Ben, der ebenfalls ganz begeistert war von dem Geist des Friedens an diesem Ort. Er schrieb, wie wunderschön alte Kirchen doch seien, und dass er hoffe, dass sehr viele Menschen diese Kirche weiterhin bewahren. Und dann beendete er seinen Eintrag mit den schlichten, aber wirklich beeindruckenden Worten: „Seid lieb zueinander. Dann gibt es keinen Krieg auf der Welt, und Gott wird euch auf allen Wegen behüten.“

Das ist es, was auch der Monatsspruch für Oktober uns sagen möchte: Lasst uns aufeinander achthaben und einander anspornen zur Liebe und zu guten Werken. (Hebräer 10,24 )

Wenn wir achtsam miteinander umgehen und uns anspornen zu positiven Gedanken, Worten und Taten, wird der Geist der Unzufriedenheit und des Unmuts, der die Corona-Zeit bisher so sehr geprägt hat, bald vergehen. Eine Atmosphäre von Verständnis, Einigkeit und Liebe wird dann wieder stärker unseren Alltag prägen. Wir haben alle eine tiefe Sehnsucht danach.

Der Frieden, den wir in unseren vertrauten Kirchen erleben, muss nicht vergehen, wenn wir diese Orte wieder verlassen. Wir können die Erinnerung daran in unseren Gedanken mitnehmen, wenn wir zurückkehren in unseren Alltag und uns dort den täglichen Herausforderungen stellen.

Ich hoffe, dass auch Ben seinen kleinen, glücklichen Augenblick in der Dorfkirche noch lange im Herzen bewahrt. Wenn er es tut, wird er immer wieder Ruhe finden, auch in den Stürmen des Lebens. Bereits mit acht Jahren hat er als Wahrheit erkannt: Gott sorgt gut für uns, aber wir dürfen darüber nicht untätig bleiben! Wir können voller Schwung mitmachen, mithelfen, mitarbeiten bei seinem Werk der Liebe auf unserer Erde. Es liegt an uns, ob wir friedlos aneinander zugrunde gehen oder unsere Angelegenheiten harmonisch regeln.

Der Glaube möchte uns am liebsten mit möglichst vielen anderen vernetzen und verbinden. So können wir uns gegenseitig anspornen, Freundschaft erleben und selber verschenken. In diesen positiven Momenten erfahren wir sehr tief die Liebe unseres Gottes. Er wird uns auf allen Wegen behüten. Und hoffentlich gibt es dann auch keine Kriege mehr.

Amen.

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