Archiv

Jahr: Monat:
26. Februar 2024

Verkürzte Ausbildung für Religions-Lehrer*innen

Dass sich Eva-Carolin a Campo und Jan Günther begegnet sind, ist Zufall. Die Pfade der Grundschullehrerin und des Grundschullehrers kreuzten sich in der Stadtkirchengemeinde rund um die Markuskirche. Die eine ist „an diesem Ort aufgewachsen“. Der andere wurde „fürs Referendariat nach Hagen geschickt“ und hat sich dann an die Gemeinde angedockt.

Weil sie an ihren Schulen Religion unterrichten, konnten Jan Günther und Eva-Carolin a Campo die Ausbildung zum Prädikanten beziehungsweise zur Prädikantin innerhalb von sechs Monaten absolvieren. Foto: Kristina Hußmann

Als sie noch nichts voneinander wussten, teilten sie sich bereits eine „intensive Verbindung zur Kirche“. Inzwischen sind die zwei, die auch zusammen im Presbyterium wirken, eine Wegstrecke gemeinsam gegangen: Zusammen haben sie erfolgreich eine Ausbildung zur Prädikantin beziehungsweise zum Prädikanten absolviert und können jetzt Gottesdienste halten und das Abendmahl ausgeben – alles ehrenamtlich. Die beiden sind sich einig, warum sie das tun: „Wir möchten, dass die Menschen erleben, dass es sich lohnt, in die Kirche zu gehen.“ Mit einer Zusatzausbildung dürfen die beiden auch taufen, trauen und beerdigen.

Üblicherweise dauert die Prädikant*innen-Ausbildung 18 Monate. „Weil wir in der Grundschule auch Religion unterrichten und das Fach studiert haben, konnten wir sie nach sechs Monaten abschließen“, erklärt Eva-Carolin a Campo das Konzept, das für Religionslehrer jeglicher Schulform gilt. „Das erklärt sich natürlich durch das theologische Fundament“, ergänzt sie. „Aber auch dadurch, dass sich viele Elemente in unserer Tätigkeit in der Schule wiederfinden“, so Jan Günther, der in Kiel geboren wurde und zum Studium nach Bielefeld ging. Vor Menschen zu sprechen, thematische Einheiten zu planen, die Auseinandersetzung mit Texten – das gehört für die beiden zum beruflichen Alltag.

Für Eva-Carolin a Campo stand schon lange fest, dass sie Prädikantin werden möchte. „Über etliche Jahre habe ich aber die lange und intensive Ausbildungszeit gescheut“, so die zweifache Mutter, die als Alleinerziehende ihre Freiräume neben dem Beruf gut planen muss. „Als ich die Info über das verkürzte Ausbildungsangebot bekam, brauchte ich nicht mehr zu überlegen.“ Mit der offiziellen Begrüßung in ihren Dienst nimmt sie einen neuen Platz in der Kirche ein: „Es ist sehr anders und auch sehr besonders, vorne zu stehen, den Besucherinnen und Besuchern des Gottesdienstes zugewandt.“ Dass sie dabei einen Talar tragen darf, findet die Pädagogin „ehrenvoll“. „Ich nehme diese Aufgabe sehr gerne und auch mit Dankbarkeit wahr“, sagt sie über ihr Ehrenamt, „dass schon sehr zeitintensiv ist.“ Acht bis zehn Stunden Vorbereitungszeit für einen Predigttext und die Liturgie seien das Minimum.

Von einem „großen Workload“ spricht in diesem Zusammenhang auch Jan Günther, der sich eher spontan für die Ausbildung zum Prädikanten entschieden hat. „Das hat sich einfach so ergeben.“ Für seine Familie dürfte dieser Schritt dennoch nicht überraschend gekommen sein: „Der Junge wird irgendwann Pfarrer“, erinnert sich Jan Günther in seiner Kindheit schon oft gehört zu haben. „Ich habe einfach immer schon gerne und viel geredet.“ Der Grundschullehrer erkennt in seinem Engagement als Prädikant auch einen großen „Zugewinn für mich persönlich.“ Einen vollständigen Gottesdienst zu planen und durchführen zu können, habe für ihn einen erheblichen Lernprozess vorausgesetzt. „Diese Zeit hat mir auch geholfen, mich selbst zu justieren“, so der Pädagoge, der aus privaten und beruflichen Gründen bald im Rheinland zu Hause sein wird und auch dort auf diese Weise weiterwirken möchte.

Bis dahin sind Jan Günther und Eva-Carolin a Campo fest in den Gottesdienstplan der Stadtkirchengemeinde eingebunden. „Ich möchte überraschen und begeistern und jede Predigt so wie ein gutes Lied gestalten – mit langem Nachhall, als Ohrwurm“, sagt Jan Günther. „Ich freue mich vor allem auf die Familiengottesdienste“, so Eva-Carolin a Campo. „Das ist genau mein Bereich, und ich hoffe, dass ich darin mit meinem Wirken vor allem junge Menschen erreichen und Kraft spenden kann.“ Für beide ist es ein Anliegen, weitere Religionslehrerinnen und -lehrer zu der Ausbildung zu motivieren.

Cookie Hinweis
Diese Webseite verwendet Cookies. Mit der Nutzung dieser Website stimmen Sie der Nutzung dieser Cookies zu. Siehe auch unsere Datenschutzhinweise
Zur Kenntnis genommen