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19. Januar 2021

„Online-Anfragen haben um 40 Prozent zugenommen“

Die Corona-Situation hat auch die Arbeit der TelefonSeelsorge (TS) verändert. „Seit Beginn der Pandemie wenden sich die Menschen vermehrt an uns“, sagt Birgit Knatz, Leiterin der TS in Hagen. „Wir haben unsere Dienste zum Teil doppelt besetzt.“ Und das sei bundesweit so.

„Wir haben unsere Dienste zum Teil doppelt besetzt“, sagt Birgit Knatz, Leiterin der TelefonSeelsorge. Foto: TSEW

Besonders häufig  nehmen die Ratsuchenden über die Online-Kanäle Kontakt zur TelefonSeelsorge auf. „Die Anfragen per Mail und Chat haben in den vergangenen Monaten um 40 Prozent zugenommen“, so die Diplom-Sozialarbeiterin. Vor allem auch Jugendliche würden diese Möglichkeit nutzen. „Ihnen macht die Abgeschnittenheit von der Welt zu schaffen“, weiß die Expertin. „Sie leiden sehr darunter, dass sie nicht in die Schule und ihre Freunde treffen können.“

Nach wie vor das Thema Nummer 1: Beziehungsprobleme. „Die aktuelle Situation belastet Ehen und Familien in einem besonderen Maße. Viele können die permanente Nähe auf manchmal sehr engem Raum nicht mehr ertragen“, sagt Birgit Knatz. Damit verbunden seien die Zunahme häuslicher Gewalt und auch die von Ängsten. „Dabei geht es natürlich um die eigene Situation und die Frage nach der Zukunft.“

An dieser Stelle spielt die Pandemie aber auch eine sehr konkrete Rolle: „Die Menschen fürchten, sich anzustecken oder jemand anderen zu infizieren. Sie sorgen sich um älterer Familienangehörige oder Freude, die keinen Besuch bekommen und einsam sind.“ Aber auch jene, die Corona für eine Verschwörung halten, wende sich an die TelefonSeelsorge.

Bei allen Themen, die zwar in dieser Ausprägung aber nicht grundsätzlich neu für die Mitarbeitenden sind, sei eines wesentlich anders: „Wir sind alle gleichermaßen von der Pandemie betroffen wie die Menschen, die sich an uns wenden“, erklärt Birgit Knatz. „Wir leiden unter sozialem Distanz und haben Sorgen um unsere Gesundheit oder die unserer Familie und Freunde.“

Hinzukomme, dass derzeit die Supervisionen nur über Video stattfinden und sich die Mitarbeitenden der TS nicht einmal in den Arm nehmen könnten, was sonst einen wichtigen Teil der Arbeit ausmache. „Welchen Einfluss das auf die Beratung hat, ob es leicht ist, weil wir alle betroffen sind, oder ob es schwerer fällt, einen gesunde Distanz zu wahren, ob die Nähe zum Thema förderlich oder hinderlich ist  - all das wird im Nachhinein zu analysieren und bewerten sein.“

Etwas Positives habe die Situation für die Möglichkeiten der TelefonSeelsorge dennoch: „Die Menschen und damit auch unsere Mitarbeitenden haben mehr Zeit“, sagt Birgit Knatz. „Und die Bereitschaft, Dienste zu besetzen ist auch deshalb sehr groß.“ Es sei sichergestellt, dass die Menschen mit ihren Sorgen und Nöten nicht allein bleiben müssen. „Wir können da sein und sind froh darüber, dass wir vielen durch unsere Präsenz einen Ausweg aufzeigen und Hilfe anbieten können.“

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