Miteinander statt übereinander

Miteinander statt übereinander

Miteinander statt übereinander

# Storie

Miteinander statt übereinander

Am nächsten Wochenende wird wie in jedem Jahr in den evangelischen Kirchen in Deutschland der Israelsonntag gefeiert. Allein schon das Wort Israel polarisiert augenblicklich, weil der durch die Terrororganisation Hamas begonnene und verursachte Krieg so viel menschliches Leid und so große Zerstörung bewirkt.

Aber Israel bedeutet Verschiedenes, das man unterscheiden muss und das doch auf besondere Weise untrennbar zusammengehört: Israel meint das jüdische Volk und seine Menschen, dazu das Land Israel und dann auch den Staat Israel. In unseren Gottesdiensten wird unsere besondere Verbindung zum jüdischen Volk und die jüdisch-christliche Beziehung in den Blick genommen. Das Volk Israel lebt in seinem Land und Staat, Jüdinnen und Juden leben vielfältig mitten unter uns in unserer Welt.

„Nicht du trägst die Wurzel, sondern die Wurzel trägt dich“ (Brief an die Römer 11,18) erinnert uns im Neuen Testament der Apostel Paulus. Das lässt mich demütig, dankbar und auch kritisch auf das jüdisch-christliche Verhältnis schauen. Es ist kein schneller und kritischer Blick auf den Staat Israel, die Politik und in den Nahen Osten, sondern ein selbstkritischer Blick auf uns selbst, das Zusammenleben in Hagen und in unserer Region.

Der Israelsonntag will zunächst zur Selbstreflexion und Selbsterkenntnis führen. Antisemitismus erkennen wir oft schnell bei anderen, aber zu selten bei uns selbst oder in unserer Gruppe. Als christliche Kirchen haben wir eine lange antijüdische Geschichte mit tiefsitzenden Vorurteilen. Und ein Viertel aller Menschen in NRW glauben auch heute an moderne antisemitische Erzählungen. Eine Frage des Israelsonntags ist: Wo entdecke ich bei mir selbst Ansichten und Urteile, die dem nicht entsprechen, was und wie das jüdische Volk und Israel ist?

Der Israelsonntag will dann aber auch zum Handeln anstiften. Wie schützen wir unsere jüdischen Wurzeln und damit Jüdinnen und Juden bei uns? Wie gelingt es uns, das Wurzelgift des Antisemitismus zu beseitigen? Wie können wir zu einem angstfreien Leben von Jüdinnen und Juden in Hagen und unserer Region beitragen? Es gibt die Möglichkeit von Begegnungen im Rahmen von „Meet a Jew“ („Triff einen Juden/ eine Jüdin!“). Junge jüdische Deutsche kommen in Gemeindegruppen oder Schulen, um von ihrem Alltag, ihren Erfahrungen und ihrem Leben bei uns zu erzählen. Sie stellen sich allen Fragen. Die Vielfalt jüdischen Lebens heute und unter uns lässt sich so kennenlernen. So wird miteinander statt übereinander geredet!

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