Liebe Menschen im Kirchenkreis, liebe Menschen in Nah und Fern,

sind Sie überraschungsfähig? Ich wünsche es Ihnen. Denn dann hat die Botschaft von Weihnachten gute Chancen bei Ihnen anzukommen und Herz, Sinne oder Verstand zu erreichen. Gott wird Mensch! Wenn das keine Überraschung ist. Und eine gute noch dazu. Mit Nachhaltigkeitseffekt, bis zum heutigen Tag.

Meine Weihnachtsüberraschung liegt bereits ein paar Wochen zurück. Mit dem Freund unseres Sohnes sprach ich über die Rollenbesetzung beim diesjährigen Krippenspiel. Irgendwann sagte er: "Also, ich will dieses Jahr den Wirt spielen. Und am liebsten den, der nachher Maria und Josef die Tür aufmacht." Ich staunte. Klar, der Wirt ist immer eine bevorzugte Rolle im Aufgebot der Krippenspielfiguren. Meistens aber mit einer anderen Erklärung: "Da darf man auch in der Kirche mal laut sein und ordentlich die Tür zuknallen, ohne dass jemand schimpft."

In diesem Jahr werde ich also dem Wirt beim Krippenspiel im Gottesdienst zu Heiligabend besondere Aufmerksamkeit schenken: Er ist ein Türöffner. Für diejenigen, die dringend einen Raum, einen sicheren Platz benötigen. Diese Eigenschaft scheint anziehend und attraktiv zu sein. Für Kleine und vielleicht auch für Große.

"Schenk, was du nicht kaufen kannst." So lautet die diesjährige Weihnachtsbotschaft von Dekanat und Kirchenkreis. Und auch hier lässt sich etwas von den Wirtinnen und Wirten dieser Welt lernen. Das Wort "Schenken" geht zurück auf das "Einschenken" eines Glases Wein im Gasthaus. Die Schenke war und ist ein Ort, an dem Reisende gestärkt und versorgt werden. Dies geschieht meistens gegen Bezahlung. Klar, aber die Haltung hinter dem Einschenken ist entscheidend. Den Gästen soll es gut gehen. Und zuweilen wird ein Glas auch ohne Bezahlung gefüllt werden. Mir ist das letztens in einem griechischen Restaurant erst wieder passiert. Einen Ouzo direkt zu Beginn, ohne bereits etwas bestellt zu haben. Aus lauter Gastfreundschaft.

Gott wird Mensch. Zu unserem Wohl. Öffnen wir daher unsere Türen und schenken die Gläser voll ein. Das Leben will geteilt werden. 

Frohe Weihnachten, Ihr Henning Waskönig

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