
07/08/2025 0 Kommentare
Abschied
Abschied
# Storie

Abschied
Pfarrer Gerd Nowak ist am Sonntag, 20. Juli 2025, in einem Gottesdienst in der Evangelischen Jakobus-Kirche in Breckerfeld von Superintendent Henning Waskönig in den Ruhestand verabschiedet worden. Nowak war seit 2010 als Religions-Lehrer am Cuno-Berufskolleg tätig. Zuvor hat er 15 Jahre lang als Gemeindepfarrer in Breckerfeld gearbeitet. In der Hansestadt wohnt er auch heute noch.
„Über viele, viele Jahre hast du verlässlich, mutig und mit großem Einsatz als Pfarrer, als Pastor gewirkt, in Kirchengemeinden und in der Schule“, so der Superintendent in seiner Ansprache. „Du hast das Evangelium, die wunderbare Nachricht von der Liebe und der Menschenfreundlichkeit Gottes weitergegeben. In Tat und Wort. Du bewegst Menschen, tief in ihrer Seele. Und dafür sage ich heute aus vollem Herzen Danke! Ganz persönlich, aber auch im Namen der Evangelischen Kirche von Westfalen.“
Ein Blick zurück: Gerd Nowak wächst in Gelsenkirchen im Stadtteil Schalke auf. Zum Zeitpunkt nach seiner Konfirmation hat er keinen besonders intensiven Bezug zur Kirchengemeinde. „Doch dann kam Pfarrer Sebastian Bakare aus Afrika in unsere Gemeinde“, erzählt er. „Das war zu dieser Zeit nicht nur eine Sensation, sondern auch einer der entscheidenden Impulse für mich“, erinnert sich Gerd Nowak. Bakare baut die Jugendarbeit neu auf, organisiert Freizeiten und lässt die Jugendlichen mitwirken. „Er gab uns Verantwortung und hat uns zu einer Gemeinschaft gemacht.“
Nowak wählt Religion als eines seiner Abiturfächer. „Schon damals hatte ich ein großes Interesse an den Texten der Bibel.“ Die guten Erfahrungen aus der Zeit als Jugendlicher in seiner Kirchengemeinde sind ein weiterer Baustein für die Entscheidung zum Theologiestudium, das er 1979 in Bochum beginnt und nach einigen Semestern in Heidelberg auch dort wieder abschließt. Der junge Theologe absolviert sein Vikariat in Lüdenscheid, wird Pastor im Hilfsdienst in Meinerzhagen und kommt nach Stationen in Dortmund und Gelsenkirchen 1995 als Gemeindepfarrer nach Breckerfeld. Von dort aus geht es dann nach etlichen Jahren in der Kirchengemeinde ans Cuno-Berufskolleg in Hagen.
„Für den Wechsel in die Schule habe ich mich nicht entschieden, weil ich mit der Gemeindearbeit nicht glücklich war“, erklärt der 64-Jährige. „Ich hatte allerdings auch schon in Breckerfeld ein paar Stunden pro Woche an der Schule unterrichtet – und zwar mit Freuden. Und als dann am Cuno-Kolleg die Stelle eingerichtet wurde, habe ich gedacht: Das wagst du jetzt.“ Heute sagt er: „Ich habe diesen Schritt nicht bereut. Die jungen Menschen haben mir viel zurückgegeben. Das war eine wunderbare Tätigkeit.“
Die entscheidende Kompetenz an diesem Arbeitsplatz sei aus seiner Sicht die Fähigkeit, einen guten Draht zu Menschen aufbauen zu können. „Das ist sicherlich eine meiner Stärken.“ Und dass er den Religionsunterricht immer sehr lebensnah gestaltet hat, sei wahrscheinlich ein weiterer Grund, warum „das einfach fast immer gut geklappt hat“. So sei es in seinem Unterricht viel um die ethische Einordnung aktueller Themen gegangen. „Aber wir haben zum Beispiel auch besprochen, was eine Patientenverfügung ist, an was man in einem Todesfall und bei einer bevorstehenden Bestattung denken muss oder wie man an einen Organspendeausweis kommt.“
Das Ende des Schuljahres markiert für den Pfarrer jetzt den Beginn eines neuen Lebensabschnitts. „Im Moment freue ich mich am meisten über den leeren Kalender und die Unabhängigkeit“, so der Ruheständler. „Dass ich in Zukunft Zeit habe, in Ruhe Musik zu hören, Konzerte zu besuchen, zu lesen, mich meiner Modelleisenbahn zu widmen und die Reisegutscheine meiner Kinder einzulösen – das gibt mir schon ein gutes Gefühl.“ Herbeigesehnt habe er den Abschied aus dem Berufsleben allerdings nicht. „Für mich ist das wie nach einem guten Essen: Ich freue mich, dass ich es genießen konnte, und dann stehe ich auf und mache etwas anderes.“
„Ich bin sehr dankbar, dass du durch dein Wirken viele Fragen ermöglicht hast, dass du dich kritischen Fragen gestellt und Position bezogen hast – vor Schulklassen, auf Kreissynoden, im Lehrerzimmer, in Presbyterien. Mein Eindruck ist: Das hat dir auch Spaß gemacht. Genau dort wolltest du sein, wo die Musik spielt, Fragen aufkommen und gemeinsam nach Antworten gesucht wird. Dein Platz war mittendrin, statt nur dabei. Mit viel Energie, nah an den Menschen, einem Schalk im Nacken, klugen und klaren Worten zu rechten Zeit“, resümierte Henning Waskönig.
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