An(ge)dacht

Prüfungen
Es ist Mai, der Wonnemonat. Viele von uns genießen den Frühsommer, die schönen Tage und Abende, eine herrliche Zeit. Für einige unter uns ist der Mai keine schöne Zeit. Bei uns in der Schule ist der Mai die Zeit der Abschlussprüfungen. Abiturientinnen und Abiturienten schwitzen in stundenlangen Klausuren und müssen in mündlichen Prüfungen Rede und Antwort stehen.
Und auch die Absolventinnen und Absolventen der verschiedenen Berufsausbildungen bei uns am Berufskolleg müssen jetzt zeigen, was sie gelernt haben. Lehrerinnen und Lehrer schließlich sitzen zuhause vor Bergen von Klausuren, die alle korrigiert und benotet werden wollen.
Ich habe mit Reli kein Prüfungsfach, worüber ich froh bin. Und wenn ich dann doch mal Aufsicht führen muss bei einer Klausur, dann bin ich immer sehr froh, auf der anderen Seite des Pultes sitzen zu dürfen.
Prüfungen sind etwas Schreckliches. Auf den Punkt genau soll man nachweisen, was man in Jahren gelernt hat. Hoffen, Bangen, riesige Freude und Erleichterung - und bei manchem auch schreckliche Enttäuschung liegen in diesen Wochen ganz dicht beieinander.
Mir ist immer wichtig meinen Schülerinnen und Schülern zu sagen: Die Note, die du am Ende bekommst, sagt nur sehr wenig darüber aus, wer du bist, was dich auszeichnet und was dich besonders macht. Diese Dinge kann man nicht messen und mit einer Zahl beschreiben.
Als Christ gehört es zu meinem Lebensgefühl und zu meiner Hoffnung, dass da einer ist, der mich nicht prüfen, sondern der mich ermutigen will, der mich so annimmt wie ich bin, dem ich nicht ständig beweisen muss, dass ich etwas kann. Diese Gewissheit stärkt mir den Rücken und das wünsche ich auch allen anderen, besonders denen, die in diesen Wochen geprüft werden. Für euch und für uns alle dieses wunderbare Lied von Adel Tawil:
„Da ist einer, der dein Herz versteht und der mit dir bis ans Ende geht. Wenn du selber nicht mehr an dich glaubst, dann ist da jemand, ist da jemand. Der dir den Schatten von der Seele nimmt und dich sicher nach Hause bringt. Immer wenn du es am meisten brauchst, dann ist da jemand!“
Bildinfo: Pfarrer Hans-Peter Naumann (Foto: Kristina Hußmann)