An(ge)dacht im Frühling

Milch und Honig

 

Da steht sie in meinem Badezimmerschrank. Die Nachfüllpackung Flüssigseife mit der schönen Bezeichnung „Milch & Honig“. Die Formulierung erinnert mich an die Verheißung, die Gott zuerst Mose und dem Volk Israel gibt. Er will sie herausführen aus dem Elend und hinein in ein Land, in dem Milch und Honig fließen. Davon ist häufig weder in Israel/Palästina noch in der übrigen Welt etwas zu spüren. Viele Menschen sehnen sich nach einem sicheren und ruhigen Leben in einem Land, in dem Frieden und Gerechtigkeit herrschen. Doch auch in den ersten Monaten dieses Jahres sind viele auf der Flucht vor Elend und Krieg, Gewalt und Unterdrückung. Leid und Entbehrung prägt die Situation vieler Minderheiten und das Land der Verheißung scheint unerreichbar.

 

Und auch in unserem relativ wohlhabenden Land spitzen sich die Konflikte zu. Die Spaltung unserer Gesellschaft fordert uns heraus. Die konkreten Probleme sind kaum zu lösen, weiterführende Ideen und Handlungsempfehlungen sind kaum in Sicht. Vielen fehlt die Hoffnung auf eine Besserung der Situation. Gerne schiebe auch ich die Verantwortung dafür auf die vermeintlich Mächtigen und die bösen anderen. Der Streit um die richtigen Lösungswege führt zu keinen eindeutigen Ergebnissen. Die politischen Verhältnisse bei uns und in der Welt scheinen die Verhältnisse eher zu verschlechtern.


Im Namen des Herrn sind in diesen Zeiten viele unterwegs. Manche still ins Gebet vertieft, andere in tätiger Nächstenliebe, etliche bei Demonstrationen für ein buntes und vielfältiges Leben in Hagen und wieder andere auf der großen medialen Bühne. Bisweilen wird der Glaube für die eigenen Zwecke eingesetzt.


Die Wochen vor Karfreitag und Ostern laden uns zu einem Perspektivwechsel ein. Nehmen wir uns selbst, unsere Mitmenschen und die Welt mit den Augen Jesu wahr. Er verzichtet auf seinem Weg zum Kreuz auf Gewalt und stellt sich bis zuletzt an die Seite der Elenden und Unterdrückten. Gottes Verheißungen erfüllen sich auf unerwartete Weise. Immer wieder sind Gläubige aus schwierigen Verhältnissen heraus geflohen. Bisweilen sind sie vertrieben worden. In beiden Fällen wurden sie, so glaube ich, von Gott begleitet. Für uns Menschen will er Leben und Liebe und Freiheit. Und gerne auch Milch und Honig.


Auf dem Weg dorthin geht uns manchmal die Hoffnung aus, fehlt uns die Perspektive. Dann brauchen wir den Nachfüllpack „Milch & Honig“. Öffnen wir unsere Ohren und Herzen für Gottes Verheißung. Gerade in schwierigen Zeiten. Seien wir an der Seite der Elenden und Unterdrückten, der Notleidenden und Verfolgten und folgen so den Spuren Jesu. Auch für ihn ist es gut ausgegangen.

 

Bildinfo: Pfarrer Hanchrist Grote (Foto: Kristina Hußmann)