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29. Oktober 2019

"Tage der Besinnung sind ein Geschenk"

Superintendentin Verena Schmidt kritisiert die Entscheidung der Veranstalter, den Hagener Weihnachtsmarkt am Totensonntag in den Abendstunden zu öffnen. Am vergangenen Samstag hatten die Hagener Tageszeitungen berichtet, dass am 24. November von 18 bis 22 Uhr sämtliche Stände der Budenstadt zu einem vorweihnachtlichen Bummel einladen.

„Ich habe klare Einwände, was die Öffnung des Weihnachtsmarktes an diesem Tag betrifft“, sagt Verena Schmidt.

„Ich habe klare Einwände, was die Öffnung des Weihnachtsmarktes an diesem Tag betrifft“, sagt Verena Schmidt. „Der Totensonntag ist für die evangelischen Christ*innen der Gedenktag für die Verstorbenen. Nicht umsonst ist er als letzter Sonntag des Kirchenjahres herausgehoben. Es ist ein Tag der Stille, der Besinnung, der Trauer, der schönen Erinnerung – ein besonderer Tag, der den Menschen in ihrem Alltag die Chance gibt, sich diesem Anlass besonders zu widmen. Es ist kein Tag wie alle anderen.“

Zwar äußert die Superintendentin des Evangelischen Kirchenkreises Hagen auch Verständnis für die Hagener Schausteller*innen: „Sie müssen sich einem harten Konkurrenzkampf stellen und für ihr Auskommen sehr hart arbeiten“, so die Theologin. Und weiter: „Ich verstehe auch die Menschen, die nur das Wochenende für einen Besuch auf dem Hagener Weihnachtsmarkt nutzen können.“  Aber: „Wohin bewegen wir uns, wenn immer alles zu haben ist? Wenn es keine Rolle mehr spielt, ob es Sonntag, oder ein kirchlicher Feiertag ist? Wenn es keine Struktur mehr gibt, die uns Innehalten lässt? Wenn Konsum und Kommerz uns immer weiter davon ablenken, dass es im Leben noch mehr als das gibt?“  Wenn alles beliebig verfügbar sei, so Verena Schmidt, dann verliere es gleichzeitig seine Wertigkeit. Wenn jeder Tag gleich ist, gehe ihm seine Besonderheit verloren.

„Ich als Superintendentin möchte mich dafür aussprechen, die Stille dieses Tages zu wahren. Nicht, weil ich uns zwingen möchte, an diesem Tag nicht freudig zu sein, sondern weil ich befürchte, dass wir bald nicht mehr erkennen, dass Tage der Besinnung und Ruhe auch ein Geschenk sind.“