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21. Februar 2022

„Mit gutem Gefühl in andere Hände“

„Eigentlich wollte ich Lehrerin für Mathe und Physik werden“, sagt Elke Schwerdtfeger. „Doch dann habe ich mich so über einen Pfarrer geärgert und mir gesagt: das geht auch anders.“ Und so studierte sie Theologie. Ebenso wie ihr Mann Martin. Und zusammen starteten sie am 1. April 1984 in der Pauluskirchengemeinde. Nach fast 38 gemeinsamen Dienstjahren in Wehringhausen gehen sie nun auch gemeinsamen in den Ruhestand. Superintendent Henning Waskönig hat sie am Sonntag, 20. Februar, in einem Gottesdienst in der Pauluskirche verabschiedet.

Superintendent Henning Waskönig (Mitte) hat Elke und Martin Schwerdtfeger aus ihrem Dienst in der Paulusgemeinde in Wehringhausen verabschiedet. Foto: Kristina Hußmann

Elke und Martin Schwerdtfeger studierten Theologie in Bielefeld, Tübingen und Göttingen. Nach dem 1. Examen 1981 machten beide eine Klinische Seelsorgeausbildung am Seelsorgeinstitut in Bethel. Im selben Jahr begannen sie ihre Vikariate: Martin Schwerdtfeger in der Jakobusgemeinde in Helfe bei Pfarrer Hellmuth Ronicke; Elke Schwerdtfeger bei Pfarrerin Erika Kreutler in der Petrusgemeinde in Kabel. Im Oktober 1984 wurden sie in der Pauluskirche ordiniert. Seit 2012 arbeitete Elke Schwerdtfeger auch als Krankenhausseelsorgerin im Allgemeinen Krankenhaus in Hagen (AKH).

Zu ihrer Verabschiedung sind die Plätze in der Pauluskirche alle besetzt. Der Posaunenchor spielt, Kantor Frank Förster an der Orgel und die Band Sacretones. Familie, Weggefährt*innen, Freund*innen und Kolleg*innen sind gekommen. Viele kleine Kinder laufen vor Beginn des Gottesdienstes durch den Kirchraum und sorgen für diese besondere Stimmung, die den Gemeindegliedern hier wohl sehr vertraut ist. „Seit über 100 Jahren gibt es in dieser Kirche an jedem Sonntag einen Kindergottesdienst“, so Elke Schwerdtfeger, die in der Predigt gemeinsam mit ihrem Mann Martin auf ihre Zeit in der Kirchengemeinde zurückblickt.

Elke und Martin Schwerdtfeger (vorne rechts und links) vor der Verabschiedung mit Superintendent Henning Waskönig (vorne Mitte) und dem Presbyterium der Gemeinde. Foto: Kristina Hußmann

„Sie wollen wirklich nach Wehringhausen kommen? Das aber ist ein steiniger Acker!“ Mit diesem Satz seien sie damals an ihrer neuen Wirkungsstätte begrüßt worden. „Und wir haben hier gerne gemeinsam im Auftrag Gottes gesät und die Wachstumsbedingungen mit Gottes Hilfe verbessert“, sagen Elke und Martin Schwerdtfeger. An vielen Stellen sei die Saat aufgegangen: „Wir denken dabei unter anderem an die vielen diakonischen Aktivitäten, die vielen Gruppen, Feste und Familientage, das Umweltschutzprojekt „Grüner Hahn“ und das Engagement für Flüchtlinge.“ Sie betonen die gute Zusammenarbeit im Viertel – „in aller Unterschiedlichkeit haben wir hier gut zusammengelebt und das bunte Leben in unserem Stadtteil gepflegt.“ So blickten Sie heute auf einen fruchtbaren Acker Paulusgemeinde und seien sich sicher, „dass das bunte Leben weiter wachsen werde.“

„Mit eurer Nähe zu den Menschen habt ihr hier Wunderbares bewirkt“, betont Superintendent Henning Waskönig in seiner Ansprache. „Danke für alles Große und für alles Kleine.“ Um jemandem begegnen zu können, müsse man andere an sich heranlassen. „Und genau das habt ihr getan.“ Jetzt folge etwas Neues. „Möge es euch gut ergehen, denn wir hatten es gut mit euch.“

Aus dem Haus neben dem Gemeindehaus, in dem die Schwerdtfegers als Familie gelebt haben, ist das Pfarrehepaar bereits vor einigen Monaten ausgezogen. „Zu unserem 40. Hochzeitstag habe ich alles das, was wir über die Jahrzehnte als Familie gesammelt haben, hervorgeholt“, so die Theologin. „Alle konnten noch mal schauen und gemeinsam entscheiden, was nicht mehr gebraucht wird.“ Und so seien sie mit leichtem Gepäck umgezogen, wie Martin Schwerdtfeger erzählt. „Für alles gibt es eine Zeit.“ Und mit diesem Gefühl verlassen die beiden auch die Wehringhauser Gemeinde. „Unser Abschied kommt ja nicht plötzlich“, sagt Elke Schwerdtfeger. „Seit zehn Jahren haben wir zusammen mit dem Presbyterium darauf hingearbeitet und alles vorbereitet, genau hingeschaut und geplant.“ Jetzt seien eben andere an der Reihe. „Und mit Simon Hillebrecht kommt jemand, der sehr gut hierher passt – das ist schon schön zu wissen.“

Elke Schwerdtfeger wird noch bis zum Sommer den Eine-Welt-Laden betreuen und im Herbst auch noch eine Studienreise anbieten. „Und ich werde weiterhin im Flötenkreis mitmusizieren“, so Martin Schwerdtfeger. Darüber hinaus wird bleiben: „Das Gefühl, dass mich der liebe Gott in einen guten Beruf geschubst hat“, so die Pfarrerin. Und auch der Ort sei genau der richtige gewesen: „Hier in Wehringhausen treffen so viele verschiedene Menschen aufeinander, und die Netzwerke funktionieren wirklich toll.“ In diesem Gefüge so viele Menschen über Jahrzehnte begleitet zu haben, sei schon etwas sehr Besonderes, findet Martin Schwerdtfeger. „Das alles geben wir jetzt mit gutem Gefühl in andere Hände“, sind sich die beiden einig.

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