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01. Februar 2021

Leiser Abschied mit großer Anerkennung

Nach 14 Jahren hat die Evangelische Stiftung Volmarstein ihren langjährigen Theologischen Vorstand, Pfarrer Jürgen Dittrich, in den Ruhestand verabschiedet. Seit 2006 hat er an vielen Veränderungen und Entwicklungen in der Stiftung entscheidend mitgewirkt. Rückblickend auf seine Amtszeit sagt er: „Von den Menschen mit Behinderung habe ich viel gelernt.“

Als Ruheständler möchte Jürgen Dittrich, der aus Detmold kommt, gemeinsam mit seiner Frau viel Zeit in Schweden verbringen und sich außerdem intensiv um sein Enkelkind kümmern.

Sein Start hatte mit einer harten Bewährungsprobe, der Heimkinder-Debatte, begonnen: Es galt, die Gewalttaten aufzuarbeiten, die Kinder mit Behinderung in den 50er und 60er Jahren in der Stiftung erfahren hatten. Offenheit und Transparenz – dafür stand er in dieser schwierigen Diskussion. Mit den Betroffenen trat er in einen Dialog ein, unabhängige Historiker ließ er die Geschehnisse in einem Buch aufarbeiten. Am Ende gelang eine Aussöhnung, für die er maßgeblich den Weg bereitet hatte.

Als Vorstand war Jürgen Dittrich daran beteiligt, dass sich die Stiftung enorm verändert hat. Längst ist sie keine klassische Einrichtung für Menschen mit Behinderung mehr, sondern ein komplexer diakonischer Dienstleister für behinderte, alte und kranke Menschen sowie für Kinder und Jugendliche. Kein Zweifel: In der Ära Dittrich ist die Stiftung nicht nur größer, sondern vor allem auch bedeutsamer geworden.

Allein durch die Übernahme des Krankenhauses Hagen-Haspe stieg die Mitarbeiter-Zahl von 1500 auf 2500, heute sind es 3800. Die Stiftung übernahm mehrere Altenheime und schuf für Senioren spezialisierte Angebote wie Demenz-WGs und Tagespflegen. Menschen mit Behinderung leben heute nicht mehr schwerpunktmäßig in großen Einrichtungen zentral in Volmarstein, sondern in kleinen Wohngemeinschaften in Städten, wo im  Alltag optimale Teilhabe möglich ist. Engen Kontakt hielt Jürgen Dittrich zu Spendern und Fördern der Stiftung. Auf diese Weise ließen sich viele Projekte umsetzen, von denen bedürftige Menschen konkret profitierten.

Wegen der Corona-Krise war für den langjährigen Vorstand kein normaler Abschied möglich: Eine würdige Zeremonie im großen Kreis wurde abgesagt, selbst an einen Handschlag mit engen Mitarbeitenden war nicht zu denken. Stattdessen gab es eine virtuelle Verabschiedung, an der sich viele Mitarbeitende beteiligten. Sie schickten Selfies und Videos mit musikalischen Grüßen, persönlichen Botschaften oder Sketch. Das alles galt nicht nur dem Theologen und Vorstand, sondern auch dem Menschen Jürgen Dittrich, der für seinen wertschätzenden persönlichen Umgang bekannt war.

Als Ruheständler möchte der 65-Jährige, der aus Detmold kommt, gemeinsam mit seiner Frau viel Zeit in Schweden verbringen, wo beide ein Haus gekauft haben. Dort gibt es für den passionierten Heimwerker immer etwas zu tun. Außerdem hat er sich vorgenommen, jede Menge Bücher zu lesen und sich intensiv um sein Enkelkind zu kümmern.

„Es war eine tolle Zusammenarbeit“, meint rückblickend Markus Bachmann, kaufmännischer Vorstand der Stiftung. Er lenkt die Stiftung gemeinsam mit Jürgen Dittrich seit 2011. Dessen Nachfolgerin Dr. Sabine Federmann lernt die Stiftung bereits seit drei Monaten kennen. Sie bedankte sich bei ihrem Vorgänger für die gründliche Einarbeitung. „Ich bin jetzt startklar“, so die neue Theologische Vorständin.

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