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28. Januar 2021

„Jeden Tag ein Lächeln schenken“

Wer hierher kommt, der hat es schon vor der Pandemie schwer gehabt. Wohnungslosigkeit, Ausgrenzung, Armut, Sucht - das sind einige Gründe, die die Menschen zu Luthers Waschsalon in Hagen führen. „Das Corona-Virus ist als weitere Last dazugekommen“, sagt Ilona Ladwig-Henning, die die Einrichtung der Diakonie Mark-Ruhr leitet. Seitdem habe sich die Arbeit grundsätzlich verändert. Vor Corona war Luthers Waschsalon ein Ort zum Hinsetzen, zum Ausruhen, zum Sprechen und zum angehört werden. „Normalerweise können unsere Gäste hier duschen, ihre Wäsche waschen, und sie können verweilen bei einem Frühstück und finden dabei Gehör“, erklärt Ilona Ladwig-Henning. Als Corona kam, habe die Einrichtung für zwei Wochen vollständig schließen müssen.

„Nicht zuletzt das tolle Engagement der Ehrenamtlichen stellt sicher, dass die Menschen Luthers Waschsalon auch in dieser Zeit als Anlauf- und Versorgungsstelle aufsuchen könnten“, sagt Ilona Ladwig-Henning (Mitte).

„Wir mussten erstmal schauen, was wir in dieser Situation anbieten dürfen und können.“ Denn auch für eine Einrichtung wie Luthers Waschsalon müsse das oberste Ziel sein, alle Hygiene- und Sicherheitsvorgaben einzuhalten, um die Menschen vor einer Infektion zu schützen.

Inzwischen sei der Betrieb unter Pandemie-Bedingungen zur neuen Normalität geworden. Die Einrichtung betreten dürfen nur die Mitarbeitenden. Gäste können nur hinein, um die Toilette zu benutzen und einmal wöchentlich zum Duschen. Ansonsten wird der Großteil des Betriebes über die Hoftür der Waschküche organisiert. Dort können die Gäste ihre Wäsche zum Waschen abgeben und bekommen bei Bedarf Kleidung. Und dort ist auch der Zugang zur Toilette und zu den Duschen.

Um sich dienstags und freitags eine Lebensmitteltüte abzuholen, müssen die Bedürftigen über den Hinterhof der Diakonie Mark-Ruhr zum Haupteingang von Luthers Waschsalon gehen. „Im Frühjahr haben wir pro Ausgabetag 60 bis 80 Tüten verteilt“, erinnert sich Ilona Ladwig-Henning. „Inzwischen sind es häufig über 100.“ Zwei Tage vor Weihnachten wurden neben 155 Lebensmitteltüren auch 260 Weihnachtstüten für Kinder und Erwachsene ausgegeben.

Die Klientel habe sich in den vergangenen Monaten verändert. „Menschen, die wir vorher nicht kannten, sind hinzugekommen.“ Dafür kämen andere Gäste, für die Kommunikation immer am wichtigsten war, im Moment seltener oder nicht mehr. „Natürlich können wir vor der Tür ein paar Sätze wechseln und weiterhin Hilfe mit Behörden und Formularen anbieten.“ Das könne aber das persönliche Gespräch in keiner Weise ersetzen. „Den Menschen fehlt das soziale Gefüge, das ein Besuch bei uns sonst immer mit sich gebracht hat“, so Ilona Ladwig-Henning, die sich sorgt: „Ich befürchte, dass viele unserer Gäste noch einsamer sind als zuvor. Dieses Gefühl sei schon sehr bedrückend.“

Dennoch: „Wir haben uns so organisiert, dass wir die Menschen versorgen und beraten können.“ Nicht zuletzt das tolle Engagement der Ehrenamtlichen stelle sicher, dass die Menschen Luthers Waschsalon auch in dieser Zeit als Anlauf- und Versorgungsstelle aufsuchen könnten. „Es gibt diesen Ort, zu dem sie kommen können. Und wenn es brennt, können wir helfen.“ So zum Beispiel einem jungen Mann im Rollstuhl, der seine Wohnung verloren hat und längere Zeit auf der Straße lebte. „Er kam zu uns und konnte nicht mehr“, erinnert sich die Leiterin von Luthers Waschsalon. „Wir konnten kurzfristig eine Notunterkunft für ihn finden und ihn mit dem Nötigsten versorgen“

Mut und Hoffnung zu geben, dass sei immer ihr Ziel, so Ilona Ladwig Henning. Was dabei sehr helfe: „Wir haben viel Unterstützung durch die Hagener Bevölkerung. “So verzichteten zum Beispiel Firmen auf Weihnachtsgeschenke für ihre Mitarbeitenden und spenden stattdessen einen Betrag für den Waschsalon. Auch viele Privatleute würden finanzielle oder auch ganz praktische Hilfe leisten. So zum Beispiel ein Ehepaar, das seit April jede Woche einmal kommt, um eine Tüte, die unter anderem Brot, zwei Bouletten, hart gekochte Eier, Müsliriegel und Saft enthält, abzugeben. In dem benachbarten türkischen Lebensmittelgeschäft können die Mitarbeiter*innen des Waschsalons für die Tütenausgabe vergünstigt Obst und Gemüse einkaufen. Nicht selten erhält die Einrichtung diese auch als Spende. Der Inhaber sagt: „Es geht darum, armen Menschen zu helfen. Egal welche Hautfarbe und Religion. Ich helfe gerne.“

„Diese Hilfe begeistert mich“, sagt Ilona Ladwig Henning, die - Corona zum Trotz - versucht, „jeder und jedem hier jeden Tag ein Lächeln zu schenken.“

 

 

 

 

Infobox:

Aktuell sind die Lagerkapazitäten für Kleidung von Luthers Waschsalon nahezu ausgeschöpft. Warme Schuhe, Jacken sowie Schals und Handschuhe werden allerdings noch benötigt und können abgegeben werden. „Über Lebensmittel wie zum Beispiel Obst und Gemüse, kleine, abgepackte Portionen von Käse und Wurst oder Dosen freuen wir uns immer“, so Ilona Ladwig Henning. Die Spenden können von montags bis freitags von jeweils 8:30 bis 13 Uhr übe den Hinterhof der Diakonie Mark-Ruhr (Hindenburgstr. 4) oder in Luthers Waschsalon, Körnerstraße 75, abgeben werden.

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