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21. April 2019

„Die Osterfreude ist eine Quelle für Zuversicht“

Meine einigen Gedanken zu den bevorstehenden Tagen wünscht Superintendentin Verena Schmidt Ihnen, liebe Menschen im Evanglischen Kirchenkreis Hagen, ein frohes und gesegnetes Osterfest.

Wenn der Alltagsstaub von der Seele geputzt ist, erscheint manches in neuem Licht.

Bei meinem Vater steht jedes Jahr kurz vor Ostern der Frühjahrsputz auf dem Plan. Auch dieses Jahr wieder. Da bringt er nach langen Winterwochen die Wohnung wieder auf Vordermann. Die Wände und Decken werden vom Staub befreit. Die Fensterjalousien werden innen und außen gereinigt. Die Eingangstür ordentlich gesäubert. Alles erscheint in frischem Glanz. Voller Stolz zeigt er mir sein Tageswerk. Mit ihm zusammen schaue ich dann seinen Kleiderschrank durch, ob nicht das ein oder andere weggetan werden kann. Und wenn ich bei ihm etwas aussortiert habe, bekomme ich Lust, auch meinen Kleiderschrank zu sichten. Ich nehme einzelnes heraus und überlege, was ich auf jeden Fall behalten will. Oder was ich zwar noch schön finde, aber selbst doch nicht mehr anziehe. Was kann ich verschenken, was kann man niemandem mehr geben. Oder was hätte ich gerne neu und trenne mich deshalb vom Alten?

„Wer vom Licht des Ostermorgens herkommt, malt nicht mehr alles grau“, sagt Superintendentin Verena Schmidt.

Bei dieser Aktion geht es dann nicht mehr nur um Pullover und T-Shirts. Wenn ich in meinen durchforsteten Kleiderschrank schaue, wird mir deutlich, wie sehr die Kleidungsstücke auch Erinnerungen sind. Alte Geschichten, Ereignisse und Begebenheiten kommen mir in den Sinn.

Als Jesus von seinen Jüngern auf das Fasten angesprochen wird, antwortet er ihnen mit dem Satz: „Niemand flickt einen Lappen von einem neuen Kleid auf ein altes, sonst zerreißt das neue, und der neue Lappen passt nicht zum alten Kleid.“ Das klingt geradezu wie eine Aufforderung, den Kleiderschrank zu sichten. Wenn ich Ordnung gemacht habe, ist das auch eine Art Befreiung. Raum und Platz schaffen - im Schrank und im Kopf. Den Alltagsstaub von der Seele putzen. Etwas mehr Ordnung ist das eigene Leben bringen. Das schafft auch Zufriedenheit und Freude. Manches erscheint in einem neuen Licht.

Im Licht des Ostermorgens heißt das: Wer Gott vertraut, bei dem der Tod nicht das letzte Wort hat und bei dem nicht alles so bleiben muss, wie es ist, der kann auch sich selbst etwas zutrauen. Zu Neuem aufbrechen. Wer vom Licht des Ostermorgens herkommt, malt nicht mehr alles grau. Wer die vom Staub befreiten Fenster öffnet, wer den Neubeginn dieses Tages wahrnimmt, kann gar nicht darauf beharren, dass alles so bleibt, wie es ist. Als Kirche treten wir deshalb dafür ein, dass die Zuversicht wieder an Boden gewinnt. Die Osterfreude ist dafür eine entscheidende Quelle. Sie kann in uns und um uns Raum greifen, indem wir einstimmen in den Osterjubel der Jünger Jesu: „Der Herr ist auferstanden – er ist wahrhaftig auferstanden!“

Dieses Hoffen auf Gottes Zukunft macht nicht blind für die Gegenwart, sondern es macht den Blick frei für das Leben hier und jetzt.

In diesem Sinn wünsche ich Ihnen ein frohes Osterfest!