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26. November 2018

Briefe an den Oberbürgermeister als Projektabschluss

Wer in den vergangenen Herbstferien mit den Augen an Pink gefärbten Pfützen oder bunt bemalten Gullydeckeln hängen geblieben ist, der hat die Spuren eines besonderen Projektes entdeckt. Unter dem Namen „#Stadtsache“ haben etwa 120 Kinder, die die Ferienbetreuung an den Standorten der Karl-Ernst-Osthaus-Schule in Halden und an der Lützowstraße besucht haben, ihre Stadt unter die Lupe genommen.

OGS-Leiterin Julia Schmidt liest gemeinsam mit den Kindern die selbst verfassten Briefe an den Hagener Oberbürgermeister Erik O. Schulz. Foto: Kristina Hußmann

In Kooperation mit der Stadt Hagen haben die Mitarbeiterinnen der Offenen-Ganztagsschule (OGS) – Träger ist die Evangelische Jugend – ein Programm für zwei Wochen auf die Beine gestellt. „Unser Ziel ist zum einen gewesen, den Kindern den Begriff ´Stadt` zu erklären und zum anderen, mit ihnen zu erforschen, was alles zu einer Stadt gehört, was gut und was vielleicht auch schlecht ist“, so Julia Schmidt, Leiter in der OGS in Halden.

So sind die Kinder zum Beispiel losgezogen, um „Gesichter der Stadt zu finden“ und zu fotografieren. Damit waren nicht die menschlichen Gesichter gemeint, sondern jene, an denen wir alle täglich vorbeilaufen, ohne sie bewusst wahrzunehmen: Brief- und Stromkästen, Bushaltestellen, Spielgeräte und Gullydeckel haben die Kinder mit der Kamera festgehalten. „Wir haben Spaziergänge durch die Viertel gemacht und dabei auch geschaut, welche Art von Häusern und Fassaden es gibt, welche Beläge für Straßen und Bürgersteine verwendet werden und auch in welchem Zustand zum Beispiel öffentliche Wege sind“, erklärt Julia Schmidt.

Pfützen in Schlaglöchern haben die Kinder bunt eingefärbt, festgeklebten Kaugummis mit Straßenmalkreide einen traurigen Smiley verpasst. „Vor allem in kreativen und visuellen Prozessen begeistern sich Kinder für Projekte dieser Art“, weiß die Pädagogin, der wichtig ist, in der Betreuungszeit nicht nur viel Raum zum freien Spiel, sondern auch für Inhaltliches zu bieten. „Bei diesem Projekt haben wir zusammen festgestellt, dass es in unserer Stadt ganz viele Sachen gibt, die uns das tägliche Leben erleichtern. Aber auch, dass nicht immer alles in gutem Zustand ist.“

Bunt gefärbte Schlaglöcher zeigen: nicht alle Straßen und Bürgersteige in Hagen sind in gutem Zustand. Foto: OGS

Die Ergebnisse der Projektwochen haben die Kinder übrigens in Briefen an den Hagener Oberbürgermeister Erik O. Schulz zusammengefasst. Inzwischen müsste das Oberhaupt der Stadtverwaltung einen sehr großen, sehr bunten Stapel auf seinem Schreibtisch liegen haben. Darin steckt jede Menge Lob. Zum Beispiel: „Toll, dass wir Schwimmbäder, Kino, Bücherei und Stadion haben!“ Aber die Kinder haben auch die Schwachpunkte ausgemacht: „Warum endet zwischen Halden und Fley plötzlich der Bürgersteig?“

„Natürlich würden sich die Kinder und wir alle über einen Rückmeldung von Herrn Schulz freuen“, sagt Julia Schmidt. Es sei nämlich wirklich bemerkenswert, aus welchem Blickwinkel sich die Kinder der „Stadtsache“ angenommen hätten.  „Es lohnt sich sehr, die Briefe zu lesen.“