Andachten

01. Juli 2022

Schon Abraham folgte seinem Fernweh:
An(ge)dacht im Sommer

Hans-Peter Naumann, Schulpfarrer in Hagen (Foto: Kristina Hußmann)

Liebe Leserin, lieber Leser, es sind Ferien! Einiges läuft hier bei uns daheim „auf Sparflamme“, weil viele im Urlaub sind. Die „schönsten Wochen des Jahres“ verbringen etliche Zeitgenossen nicht zuhause, sondern gern woanders, möglichst weit weg. Wer es sich leisten kann, mach eine Urlaubsreise.

Der 10. Juli ist in den USA der „Tag des Fernwehs“. Offenbar scheint die Sehnsucht nach dem fernen Ort in uns Menschen eingepflanzt zu sein. Und die Möglichkeiten unserer globalisierten Welt machen es uns relativ leicht, an fast jeden Ort unserer Erdkugel zu gelangen.

Relativ, wie gesagt. Ich schreibe Ihnen diese Zeilen nach dem Chaoswochenende auf dem Düsseldorfer Flughafen. Wenn ich diese Bilder sehe, vergeht mir mein Fernweh fast wieder. So schön kann es woanders nicht sein, dass ich mir diesen Stress antue, lieber nicht!

Für eine Zeit woanders sein, den unbekannten Ort aufzusuchen um dort neu Erfahrungen zu machen, dafür nehmen wir gern auch Strapazen auf uns und geben oft viel Geld aus. Das haben schon die Menschen vor uns gern getan. Im Mittelalter und in der Antike war es natürlich ungleich schwerer, eine Reise zu machen.

In der Bibel lese ich von Abraham, den die drei Weltreligionen Judentum, Christentum und Islam ihren „Stammvater“ nennen. Gemeinsam mit seiner Frau Sarah verlässt er seine angestammte Heimat und folgt dem Ruf Gottes, den er in sich spürt, bricht auf in ein Land, das er nicht kennt aber von dem Gott ihm sagt: Dort werde ich dich zu einem großen Volk machen.

Die Geschichte der Menschheit wäre anders verlaufen, wenn Abraham dem Fernweh, das Gott in ihn hineingepflanzt hatte, nicht gefolgt und zuhause auf seinem Sofa geblieben wäre. Er konnte aber aufbrechen, weil er sich sicher war: Wir sind nicht allein auf unserer Reise. Gott geht mit, sein Segen ist in uns und mit uns.

Deshalb wünsche ich Ihnen, die Sie zuhause sind: halten Sie die Sehnsucht wach nach dem Ort in der Ferne, bleiben Sie neugierig auf die Vielfalt dieser Erde. Und Ihnen, die Sie auf die Reise gehen oder in der Ferne sind: Bleiben Sie behütet von dem Segen, der auch schon Abraham und Sarah behütet hat.

Hans-Peter Naumann, Schulpfarrer in Hagen

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