Andachten

01. September 2022

Weitblick in die Welt:
An(ge)dacht im September

Wussten Sie, dass am 4. September der Tag des Hochhauses ist? Ich wusste es bis vor einigen Tagen nicht. Dann kam die Idee für diesen Beitrag – verbunden mit der Aussage zum 12. Sonntag nach Trinitatis: „Gott kann Augen und Ohren öffnen – für sein Wort und den Blick in die Welt.“ Blick in die Welt – wenn das kein passender kirchlicher Ansatz zum Thema Hochhaus ist, dann weiß ich es nicht!

An Hochhäusern scheiden sich häufig die Geister. Die einen finden es schrecklich, nicht direkt aus der Tür in den Garten gehen zu können, die anderen lieben die Weitsicht. Ich gehöre zur zweiten Gruppe. Die kilometerweite Sicht – über Bäume und Häuser, Wiesen und Felder, Berge hinweg bis zum weit entfernten Horizont. Vogelschwärme von Weitem heran- und dann bis in die Ferne weiterziehen sehen. Bei starkem Nebel auch mal gar nicht mehr weit blicken oder nur schwach wahrnehmbare Umrisse der Gegend erkennen können. Bei Unwetter die nahenden Wolken wahrnehmen und das Spiel des Windes mit den Wolken beobachten können.

Bei einem solchen Weitblick haben jedes Wetter, jede Tages- und Nachtzeit ihren ganz besonderen Reiz. Selbst die Jahreszeiten nehme ich bei diesem Überblick ganzheitlicher wahr. Als Christin bin ich sehr dankbar für diese Wahrnehmung. Sie macht mich demütig – ich bin ein kleiner Teil der Schöpfung, der in seinem Umfeld das weitergeben kann, wofür ihm Gott Augen und Ohren geöffnet hat. Sehe ich die Welt, wie ich sie sehen sollte? Höre ich sein Wort, wie ich es hören sollte? Ich weiß es nicht, aber ich bemühe mich um einen Blick in die Welt, auf seine Schöpfung und meine Mitmenschen, der vom christlichen Glauben geprägt ist. Ein Wort eines Mitmenschen nicht ignorieren, sondern hören und angemessen reagieren. Das kann auch manchmal ein mitfühlendes Schweigen sein.

Vom Weitblick zu den Menschen in einem Hochhaus – da gibt es relativ viele Menschen. Manche sieht man aufgrund des ähnlichen Tagesrhythmus regelmäßig, andere selten. Manche sind einem sympathisch, andere eher nicht. Doch auch hier gilt, den Nächsten als Geschöpf Gottes wahrzunehmen und mit einem freundlichen Lächeln (sieht man auch unter der Maske) in den Tag zu begleiten. Ein kurzes aufmunterndes Gespräch, ein entspanntes gemeinsames Schweigen – eben häufig ein Kontakt zur Welt um mich herum.

Mein Weitblick vom Hochhaus und meine dort zwangsläufigen Kontakte zeigen mir jeden Tag, wie eng alles miteinander verknüpft ist, Sonne und Mond, Tag und Nacht, Tiere und Pflanzen und auch wir Menschen. Dass wir gedeihlich miteinander leben und rücksichts- und respektvoll miteinander umgehen, das wünsche ich uns allen von Herzen!

 

Dieser Text vom Almut Grebe, Vorsitzende des Bevollmächtigtenausschusses der Ev. Lydia-Kirchengemeinde und Mitglied des Kreissynodalvorstandes, ist am 3. September auch in der Rubrik "Im Namen des Herrn" in der WESTFALENPOST und der WESTFÄLISCHEN RUNDSCHAU erschienen.

Cookie Hinweis
Diese Webseite verwendet Cookies. Mit der Nutzung dieser Website stimmen Sie der Nutzung dieser Cookies zu. Siehe auch unsere Datenschutzhinweise
Zur Kenntnis genommen