Andachten
Ein neuer Blick:
An(ge)dacht im Januar
Von Pfarrer Hans-Peter Naumann
Das neue Jahr ist noch jung und liegt vor uns. Wie in jedem Jahr bewegen mich gemischte Gefühle: Was wird sich in diesem Jahr ändern? Was kann so bleiben, wie es ist? Welchen Mächten bin ich ausgesetzt? Worauf kann ich Einfluss nehmen und was muss ich hinnehmen? Wenn ich auf das große politische Geschehen in unserem Land und in unserer Welt schaue und mich dem ungefiltert aussetze, dann wird es schnell dunkel in meiner Seele. Ich brauche hier nicht die Namen derjenigen zu nennen, die mir die Sorgenfalten auf die Stirn schicken. Diese Namen können Sie an anderer Stelle in dieser Zeitung lesen. Was mich beschäftigt in diesen Tagen ist die Frage: Wohin kann ich schauen, wohin kann mein Blick gehen, ohne dass mich die Sorge überwältigt und damit lähmt?
Ich stelle mir immer häufiger die Frage: Wer zwingt mich eigentlich, ständig auf die „großen“, die lauten, die in den Medien ständig präsenten Zeitgenossen zu schauen? Eigentlich niemand. Ich kann doch selbst entscheiden, wem ich die Hoheit über mich gebe. Und wohin ich meinen Blick richte.
Mir hilft in diesen Tagen sehr, wenn ich mich auf das konzentriere, was vor meiner Nase ist. Vom Großen weg auf das scheinbar Kleine in meiner Höhe, auf die Menschen, die direkt neben mir sind, mit denen ich dieses Leben und diese Zeit teile und die meine Aufmerksamkeit wirklich brauchen. Bei denen ich wirksam sein kann.
Ich weiß mich mit dieser Änderung meines Blickes in guter Gesellschaft. In der Bibel lese ich, dass Jesus es genauso gemacht hat. Er hat nicht mit großen Worten die Politik seiner Zeit angeprangert (obwohl er dafür viele gute Gründe gehabt hätte), sondern er hat sich den Menschen neben sich zugewandt, den Unscheinbaren, den Übersehenen, den Ausgegrenzten, denen auf der Schattenseite des Lebens. Von da kam dann die Veränderung. In diesem neuen Blick haben die Menschen das neue, gute Zeitalter erhofft und auch erlebt. Und trotz aller Abgründe, die viele Nachfolgerinnen und Nachfolger des Mannes aus Nazareth später in die Welt brachten, erzählen wir auch nach 2000 Jahren die Geschichten dieses Mannes immer noch. Mit Kirche hat das erstmal gar nichts zu tun. Aber mit einer Botschaft, die heute noch Menschen ermutigen kann, an dieser merkwürdigen Welt nicht zu verzweifeln.
Ein hoffnungsvolles Jahr 2025 mit einem neuen Blick auf die Welt wünscht Ihnen Ihr Hans-Peter Naumann!