Andachten
Mensch, beherrsch dich!:
An(ge)dacht im Frühjahr
Die Wochen vor Ostern laden uns zum Nachdenken ein. Zum Beispiel darüber, was wir Menschen uns wünschen und wie wir miteinander umgehen. Dabei können wir von Jesus lernen. Wir Menschen wünschen uns, wahrgenommen und wertgeschätzt zu werden. Und so bitten zwei Jünger Jesus darum, dass sie im Himmel rechts und links neben ihm sitzen dürfen. Jesus weist diese Bitte zurück. Wer neben ihm sitzen wird, das wird von Gott bestimmt. Und so werden die Jünger darauf hingewiesen, dass menschliche Macht und Herrschaft immer nur von Gott eingeräumt und gewährt ist.
Und Jesus geht noch einen Schritt weiter: Er beklagt, dass die vermeintlichen Herrscher ihre Völker unterdrücken. Die Völker bekommen die Macht der Großen zu spüren. So soll es unter den Nachfolgern*innen Jesu nicht sein. Sie sollen einander nicht unterdrücken, sondern sich gegenseitig helfen. Im Namen Gottes gilt es, zerstörerische Herrschaftsstrukturen zu entlarven. Wir können einander durch den Einsatz für Frieden und Gerechtigkeit unterstützen. Alle Glaubensgemeinschaften sind aufgerufen, sich für ein Miteinander ohne Gewalt einzusetzen – in Hagen, Europa und der Welt.
Menschliches Zusammenleben erfordert die Wahrnehmung von Verantwortung auch in Führungspositionen. Dabei darf aber eine herausgehobene Stellung, ein besonderer Platz keine Herrschaft des einen über den anderen begründen. Krieg und Vertreibung, Unterdrückung und Vorteilsnahme gehören nicht zu Gottes Plan für uns Menschen. Unser Einsatz für eigene Wünsche und Interessen, unsere Sehnsucht nach Anerkennung darf nicht zur Unterdrückung unserer Mitmenschen führen.
Menschliche Herrschaft ist durch die Gebote zur Gottes- und zur Nächstenliebe begrenzt. Und in Demokratien ist Herrschaft durch Wahlen begründet. Beherrschen wir uns also und unterdrücken uns nicht gegenseitig. Unterstützen wir einander und setzen uns ein für Frieden und Gerechtigkeit. Ich schließe mit einem kindlichen Augenzwinkern. Frage: Was trinken Menschen in Führungspositionen? Antwort: Leitungswasser.
Johann-Christian Grote