Andachten
"Und dann fängt Gott erst so richtig an":
An(ge)dacht im August
„Wenn du mich noch gebrauchen willst, dann ist es für mich ein Wunder“, betete ich in meiner Vikariatszeit verzweifelt in meinem Auto auf dem Nachhauseweg. Und während ich dies auf der Fahrt aussprach, machte ich eine Predigt auf meinem Handy an. Mein lieblingsafroamerikanischer Prediger sagte: „Wenn du denkst, es ist alles vorbei, dann fängt Gott erst an.“ Für mich kam diese Nachricht wie aus dem Nichts. Ich traute meinen Ohren nicht. Hatte mich Gott da wirklich gerade ermutigt?
Und dann erinnerte ich mich an das, was eine Professorin in Bochum einmal sagte: „Wie stark ist dein Gott?“ Wir befanden uns im religionswissenschaftlichen Kontext. Und sie erklärte: „Es ist empirisch belegbar, dass Gläubige in anderen Ländern mehr von ihrem Gott erwarten.“ Und das hatte mich im Studium herausgefordert. Und jetzt dachte ich wieder: Wie viel erwarte ich von meinem Gott, auch wenn die Wellen in meinem Leben hochschlagen?
Nach diesem Nachhauseweg begann eine Zeit des Umschwungs. Und in dieser Zeit lernte ich etwas von Gott, was ich bis dahin auf diese Weise noch nicht erlebt hatte. Diese Erfahrung teilte ich dann vor ein paar Tagen in meinem WhatsApp-Status: „An Gott zu glauben, heißt nicht: Ich halte Gott fest. An Gott zu glauben, heißt, zu wissen, Gott hält mich fest.“ Zugegeben - das habe ich aus einem Buch geklaut. Und doch beschreibt es meine Erfahrung. Und die Erfahrung von Petrus.
Denn wenn ich an Petrus denke, dann sehe ich einen Mann, dessen Glauben erschüttert wurde. Der auf dem See ging und anfing, auf die Wellen zu achten. Er sank. Sein Glaube hielt nicht mehr. Er begann zu verzweifeln. Aber es war gerade in diesem Moment, dass eine Hand ihn herauszog. In diesem Moment kam eine Hand, die ihm neues Vertrauen schenkte. Es war die Hand seines Meisters, der seinem Glauben ein neues Fundament gab. Petrus wusste nun: Nicht ich halte Jesus fest, sondern er hält mich fest.
Dazu fällt mir das wunderschöne Kirchenlied ein: „Von Gott will ich nicht lassen, denn er lässt nicht von mir.“ Dies ist keine leichtgewonnene Einsicht. Dies erkennen wir nach einem Verlust, nach Trauer, nach Trennung. Wenn unser Glauben sinkt. Wenn unsere Fundamente wanken und dennoch diese Hand da ist. Diese Hand, die wir nicht erwartet hätten. Diese Hand, die uns sanft aufhebt. Dann wissen wir: Nicht wir halten Gott fest, sondern er hält uns fest. Und dann fängt Gott erst so richtig an.