Andachten

01. Juni 2019

An(ge)dacht im Juni

Pfarrer Harald Schieber beschäftigt sich in der Andacht des Monats Juni mit folgendem Text: „Freundliche Reden sind Honigseim, süß für die Seele und heilsam für die Glieder (Sprüche 16,24)."

Das Buch der Sprüche ist voll von Weisheiten im Blick auf das Gottesverhältnis. Aber es gibt auch viele Sprüche, die "Allerweltsweisheiten" sind, wie unser Monatsspruch. Und allzu oft ist man geneigt, einfach zuzustimmen und weiter zu machen. Aber dazu sind sie natürlich nicht gedacht. Gemeint sind diese Weisheiten als Aufforderung, auch danach zu handeln. Und wenn wir also jetzt mal genauer hinsehen und uns fragen, was das denn heißt, was uns da als Monatsspruch für den Juni gegeben ist, dann fällt mir dazu dieser Spruch ein: "Das geht runter wie Öl". Oder, "wenn man so was hört, wird man geich fünf Zentimeter größer”.

Unsere Sprache ist also voll von Sprüchen, die freundliche, ermutigende Rede loben und positiv bewerten. Hier wird sogar von einer gesundmachenden Wirkung gesprochen. Aber wir wissen doch alle, dass das stimmt. Wenn mir einer etwas Freundliches sagt, wenn mir einer dankt, wenn mich einer lobt, dann tut das gut, dann geht das runter wie Öl, nicht wahr? Warum ist das so? Weil es so selten ist? Und warum ist es so selten? Warum fällt es uns so schwer, einfach mal was Positives, was Freundliches zu sagen?

Ich habe das selbst erlebt. Meine Eltern fanden mich nie gut genug; ich hätte alles immer noch ein bisschen besser machen können. Das hat meinem Selbstwertgefühl nicht genutzt und hat mir später viele Schwierigkeiten eingebracht. So tat ich mich lange sehr schwer, Lob anzunehmen, weil ich immer gedacht habe, gleich kommt noch ein "aber", und dann kommt der Verbesserungsvorschlag. Inzwischen habe ich dazulernen können, weil es in meinem Leben viele Menschen gab, die ehrlich zufrieden waren, mit dem, was ich gesagt oder gemacht habe und das auch geäußert haben.

Seither ist es mir sehr wichtig, das ebenfalls zu tun. Menschen zu loben und zu ermutigen, freundlich mit ihnen zu reden, das tut den Menschen gut, jedenfalls, wenn es ehrlich ist. "Lobhudelei", also loben um des Lobens willen, auch wenn es eigentlich gar nichts zu loben gibt, das ist unehrlich und fällt auch bald auf. Aber ehrliches Lob und ehrlicher Dank, zum Beispiel für freiwillige Mitarbeit in der Gemeinde oder sonstwo, kommt gut an, tut gut und ist süß für die Seele, oder “geht runter wie Öl”.

Lasst uns das ruhig mal merken und in die Tat umsetzen. Es ist wirklich erstaunlich, wie sehr ehrlicher Dank und Lob motiviert weiterzumachen, oder sich erneut zu engagieren. Und man glaubt es vielleicht nicht, aber es gibt viele Menschen, die selten oder nie ein freundliches Wort oder ein Word des Dankes oder der Ermutigung hören und die sich danach sehnen. Und schwierig ist es doch eigentlich nicht, oder? Man muss halt nur daran denken, auch mal einem Küchenhelfer nach dem Kirchkaffee "Danke" zu sagen, oder einem Kistenschlepper oder Aufbauhelfer beim Gemeindefest mal Anerkennung zukommen zu lassen. Es kostet nichts, nicht mal Kraft, nur das daran Denken, und es bewirkt wirklich viel. Es ist süß für die Seele und heilsam für die Glieder. Das gilt für jeden und jede von uns, aber auch für jeden und jede andere. Lasst es uns einüben. Wir werden merken, dass sich nicht nur die Motivationsbereitschaft erhöht, sondern die ganze Atmosphäre ändert sich zum Besseren. Und dafür lohnt es sich doch, ab und zu mal mehr als ein freundliches Wort fallen zu lassen!

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