Andachten

03. Februar 2020

Einsetzen für die unverlierbare Würde aller Geschöpfe:

Pfarrer Hanchrist Grote beschäftigt sich in der Andacht für den Monat Februar mit dem Monatsspruch: „Ihr seid teuer erkauft; werdet nicht der Menschen Knechte (1.Korinther 7,23).“ Foto: Kristina Hußmann

Pfarrer Hanchrist Grote beschäftigt sich in der Andacht für den Monat Februar mit dem Monatsspruch: „Ihr seid teuer erkauft; werdet nicht der Menschen Knechte (1.Korinther 7,23).“

Im Frühjahr 54 nach Christus schreibt Paulus aus Ephesus einen Brief an die Gemeinde in der griechischen Hafenstadt Korinth. Die Hauptstadt der römischen Provinz Achaia lag sehr günstig und hatte zwei Häfen. So wurde sie zur Drehscheibe des Handels zwischen Asien und Rom. Entsprechend groß war die kulturelle, religiöse und soziale Vielfalt der Bevölkerung. Paulus antwortet auf unterschiedliche Fragen der Gemeinde. Im Kapitel sieben befasst er sich mit Ehe und Ehescheidung. Dabei greift der Apostel auf traditionelle Antworten und die Worte Jesu zum Thema zurück. Aber er macht daraus kein Gesetzt für die Christinnen und Christen seiner Zeit.

Vielmehr empfiehlt Paulus, sich nicht von irdischen Bezügen abhängig zu machen. Auch im Hinblick auf Ehe und Ehescheidung rät er dazu. Er zwängt unser Leben nicht ein zwischen den Vorstellungen der Überlieferung und der Moral. Er geht davon aus, dass die Welt, wie wir sie kennen, dem Ende entgegen geht. Die Welt geht ihrer Erneuerung durch Gott und der Wiederkunft Christi entgegen. Den irdischen Bezügen gegenüber gilt eine Haltung des „Haben, als hätte man nicht“. Die Dinge dieser Welt und die Beziehungen, in denen wir leben sollen uns, so sieht es Paulus, nicht gefangen nehmen. Worauf es ankommt, ist, Gottes Gebote zu halten.

Dabei ist Christsein letztlich nicht abhängig von den Lebensumständen. Natürlich werden auch Gläubige beeinflusst von ihrer jeweiligen Situation, von den Dingen, die sie besitzen und von den Menschen, mit denen sie leben. Aber Paulus meint, angesichts des nahenden Weltendes sollen Christinnen und Christen sich darum nicht zu viele Sorgen machen. Ob sie als Sklave oder als freier Mensch leben, spielt aus der Sicht der Berufung durch Christus, den gekreuzigten und auferstandenen Herrn, für Paulus eine untergeordnete Rolle. Vielmehr gibt die Erlösung durch Christus uns die Kraft, Gottes Gebot zu halte. Christen können ihre jeweiligen Lebensverhältnisse akzeptieren und, zum Glauben gerufen, ihren Platz im Leben finden. Jesus Christus ruft heraus aus falschen Bindungen und schädlichen Abhängigkeiten. Er befreit Menschen. Aus diesem Grund kann Paulus schreiben: Ihr seid teuer erkauft; werdet nicht der Menschen Knechte (1.Korinther 7,23).

Heutzutage scheint der Wert eines Menschenlebens und der Wert menschlicher Arbeit sehr unterschiedlich bemessen zu sein: Fußballspieler wechseln für ungeheure Ablösesummen den Verein, Führungskräfte in großen Konzernen verdienen mehrere Millionen Jahresgehalt, manche gesellschaftliche Gruppen erben genug, um gar nicht arbeiten zu müssen. Das gönne ich den Nutznießern. Wenn aber gleichzeitig viele Menschen nicht das zum Leben Notwendige haben, wenn Lebensmöglichkeiten und Arbeit unter ökologischen und sozialen Gesichtspunkten nicht gerecht verteilt sind, dann muss die Frage erlaubt sein, was Christen zur Verbesserung der Verhältnisse beitragen können. Die neue Welt Gottes, die mit Jesus Christus beginnt, geht von der unverlierbaren Würde aller Geschöpfe aus. Durch Jesus Christus befreit haben wir die Chance, uns dafür einzusetzen.

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