Andachten
"Wir leben zwischen Gegensätzen":
Superintendentin Verena Schmidt beschäftigt sich in der Andacht des Monats Januar mit der Jahreslosung: „Ich glaube; hilf meinem Unglauben!“ (Markus 9,24)
Wie viele Gegensätze fallen Ihnen spontan ein? Hier kommen einige: alt-jung, arm- reich, feige-mutig, böse-gut, beliebt-unbeliebt, berühmt-unbekannt, betrunken-nüchtern, billig-teuer, brav-unanständig, dick-dünn, dumm-intelligent, Erde-Luft, geizig-freigiebig, gläubig-ungläubig.
Die Liste ließe sich lange fortsetzen. Manchmal hilft es, in polarisierenden Gegensätzen zu denken, um sich der eigenen Gedanken klarer zu werden. Schließen sich Gegensätze aber immer aus?
Aktiv das Gemeindeleben gestalten und doch Ruhe vom turbulenten Alltag suchen. Dies geht durchaus zusammen. Sich durchsetzen und nachgeben können, ist eine gesunde Art, in dieser Welt und in Beziehungen aktiv zu sein. Die Lösung von Gegensätzen ist also nicht, sie aufheben zu wollen, sondern vielmehr sie aushalten zu können. Ein Dazwischen zu setzen.
Wir als Kirche und als Menschen darin leben zwischen Gegensätzen. Zwischen Bewahrung und Erneuerung, zwischen Beständigkeit und Abbrüchen, zwischen Heimat und Fremde, zwischen Kirchturm und Rathaus, zwischen Alt und Jung, zwischen Wenigen und Vielen, zwischen Flugzeug und Fahrrad, zwischen Gut und Böse, zwischen Glauben und Unglaube, zwischen Anspruch und Realität. Genau dazwischen leben wir mit einem vertrauensvollen Glauben und einem oft ungläubigen Staunen. Und Gott ist mittendrin – zwischen unseren Gegensätzen. Diese lassen sich nicht immer auflösen, sie gehören zum Leben dazu, gehören zum Christsein.
Und so möchte ich auch 2020, trotz all meiner Zweifel, nicht aufhören, daran zu glauben, dass wir mit unserer „kleinen Kraft“, wie es in einem meiner Lieblingslieder „Sonne der Gerechtigkeit“ so schön heißt, suchen und finden, was den Frieden schafft. Mit Gottes Hilfe. „Ich glaube; hilf meinem Unglauben!